Ingolstadt
Rezeptfreie Witze

05.10.2011 | Stand 03.12.2020, 2:20 Uhr

Das altbewährte Thema Geschlechterkampf geht von Hirschhausen ausgesprochen sanftmütig an. Schließlich gibt es für alles eine medizinisch-psychologisch-wissenschaftliche Erklärung. - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Den Mediziner kann er nicht verleugnen. Versucht er auch gar nicht. Ganz im Gegenteil, ein Kabarettabend mit Eckart von Hirschhausen wirkt regelrecht therapeutisch, wenn auch ohne Pillen und Spritzen, dafür mit reichlich Zwerchfellmassage.

Lachen ist gesund, das propagiert der promovierte Mediziner im Praxistest und ohne erhobenen Zeigefinger. Liebe übrigens auch, vor allem „für Männer, denn die leben dann länger – Frauen leben sowieso lang“.

Unaufgeregt plaudert er, beiläufig fallen seine Pointen, die im ersten Teil des Programms „Liebesbeweise“ eine Lachsalve nach der anderen auslösen. Keine Brüller, keine staccatohaften Lachanfälle, sondern eine zufriedene, aus der Tiefe des Zwerchfells aufsteigende Dauerheiterkeit, so ließe sich das Gefühl beschreiben, das er im Bauchraum seiner Zuhörer entstehen lässt. Die dürfen sich summend an Umfragen beteiligen oder Geständnisse ablegen – dass sie schüchtern seien oder sich in fester Beziehung wähnen. Die Akustik in der gut besuchten Saturn-Arena lässt hier keine Wünsche offen und der Trainingseffekt ist enorm, den der 44-Jährige mühelos im Handumdrehen erzielt. Berührungsängste hat er nicht, mehrmals steigt er von der Bühne herab, um sich auf die Suche nach Berufskollegen oder der „schwangersten Frau“ zu machen.

Das altbewährte Thema Geschlechterkampf geht von Hirschhausen ausgesprochen sanftmütig an. Schließlich gibt es für alles eine medizinisch-psychologisch-wissenschaftliche Erklärung. „Der Mann wird zum Mann durch Mangel an Information“, sagt er, während die Projektionswand anstelle von Strand und Meer je ein X- und Y-Chromosom zeigt. Der Größenunterschied ist eklatant, was erkläre, dass Frauen besser kommunizieren könnten als Männer. Nicht alle jedoch, wie seine Faustregel für die Disco beweist: „Je höher der Absatz, desto kürzer der Hauptsatz“. Am besten geht es Männern übrigens im ersten Lebensjahr. „Du hast Glatze, du hast Bauch, und alle Frauen finden dich süß.“

Zum Brüllen komisch sind die Parodien der Schlager, die Hirschhausen gemeinsam mit Pianist Christoph Reuter umgeschrieben hat. Reuters sächsische Variante von Marianne Rosenbergs „Er gehört zu mir“, gehört ebenso zu den musikalischen Höhepunkten des Abends wie Hirschhausens markante Roland-Kaiser-Imitation „Manchmal möchte ich schon mit dir“. Als Meister der Andeutung erweist sich der Kabarettist, wenn es schlüpfrig wird. Anhand von Peter Maffays „Es war Sommer“ – Sommer gleich Sex? – interpretiert er Rudi Carrells Frage, wann es wieder richtig Sommer werde, neu und landet am Ende beim Medizinertipp, doch mal zum Urologen zu gehen, es könne auch an einem verstopften Gefäß liegen, das wiederum als Messlatte für andere Gefäße dienen könne . . .

Schnittblume oder Topfpflanze? Das sei Geschmackssache, meint Hirschhausen und setzt die Schnittblume, das „Modell Matthäus“ mit „serieller Monogamie“ gleich. Topfpflanzen dagegen wüchsen nicht in den Himmel, manchmal müsse der Nachbar helfen, sie feucht zu halten, aber „man hat länger daran“. Nach der Pause wird es philosophisch, Hirschhausens Liebesbeweise kommen unspektakulär daher, erweisen sich aber als nachdenkenswert. „Willst du Recht behalten oder glücklich sein? Beides geht nicht“. Er plädiert dafür, nicht ständig nach der großen Liebe zu suchen, sondern die Liebe zu leben, die da sei. Und das ohne Zwang, Normen oder „Orgas-muss“.