Ingolstadt
Momente des Glücks

Beim Freundeskonzert spielt das Georgische Kammerorchester in sommerlicher Atmosphäre Werke von Elgar, Debussy, Strauss und Schubert

19.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr

Hochvirtuose Heiterkeit: Giorgi Gvantseladze spielte das Oboenkonzert von Richard Strauss, Olivier Tardy dirigierte. - Foto: Schaffer

Ingolstadt (DK) Manche Konzerte sind Momente reinen Glücks. Alles scheint zu funktionieren, die Solisten sind großartig, das Orchester hat gut geprobt, der Dirigent vermittelt Leidenschaft. Aber es kommt noch mehr hinzu, besonders wenn es um das traditionelle Freundeskonzert des Georgischen Kammerorchesters geht, das jährlich vom Freundeskreis des Orchesters organisiert wird.

Denn die Veranstaltung ist nicht nur eine Gelegenheit, gute Musik zu hören, sondern hat auch gesellschaftliche und gesellige Qualitäten, die sich bei einem Konzert mit einer einstündigen Pause wunderbar ausleben lassen. Und wenn wie am Sonntag auch noch die Sonne scheint und das Programm heiter ist und gute Laune verströmt, lässt das Konzert wirklich keine Wünsche mehr offen.

All das gelang beim Freundeskonzert. Das Orchester und der Dirigent Olivier Tardy hatten ein Programm ausgewählt, das die besondere Leichtigkeit, die Atmosphäre des Abends unterstrich. Sicher, das Eröffnungsstück trug den Titel "Sospiri" - Seufzer. Aber große Tragik schwingt in Edgar Elgars 1914 uraufgeführtem Stück nicht mit. Es schildert eher eine elegische Atmosphäre, silbriges Schimmern der Soloharfe unterlegt mit Streicherwatte.

In dem sonnendurchfluteten Exerzierhaus im Klenzepark ließ Olivier Tardy das Georgische Kammerorchester die Töne weit ausschwingen, den Augenblick aufsaugend, als sollten Rhythmus und Taktmaß, alle Zeitlichkeit der Existenz vergessen lassen. Die junge Harfenistin Marika Cecilia Riedl spielte die perlenden Akkorde mit inniger Wärme. Etwas tänzelnder und auch dramatischer ging es weiter mit Debussys "Danses Sacrée et Profane". Besonders im zweiten Tanz formierte sich zunehmend Spannung, die perlenden Harfentöne traten dem weichwogenden Streicherklang entgegen, bis ganz am Ende sich die Rollen vertauschten: Debussy ließ das Stück mit einem energischen Streicherpizzicato abrupt enden.

Geradezu ein Inbegriff Glück vermittelnder Musik ist das Oboenkonzert von Richard Strauss. Der bayerische Komponist schrieb es 1945, und er schien mit dieser musikalischen Idylle energisch die Düsterkeit des Kriegsendes abschütteln zu wollen. Kein Stück konnte besser zu diesem Sommerabend passen. Aber das raffiniert komponierte Werk mit seiner fast ununterbrochen dahinfließenden Melodik ist auch eine große Herausforderung für den Solisten.

Der junge Georgier Giorgi Gvantseladze spielte glanzvoll, mit Gelassenheit, niemals verkrampft, mit wunderbaren Pianopassagen - und zeigte doch auch schwer atmend und schwitzend, wie anstrengend und schwierig dieses Stück ist.

Olivier Tardys Sinn für Stimmung und Atmosphäre war nach der Pause auch bei Schuberts berühmter 5. Sinfonie spürbar. Mit schwereloser Leichtigkeit eröffnete er das an Mozart erinnernde Jugendwerk. Weniger die sonatenhafte Struktur als der farbige Klang von Holzbläsern und Streichern interessierte Tardy. Mit liedhafter Schönheit gestaltete er das Andante con moto. Und in den Schlusssätzen vermied er überhitzte Tempi, um vielmehr jeden Effekt, jeden kraftvollen Kontrast, jedes Bläsersolo sich ruhig entfalten zu lassen.

Eine heitere, mitreißende Darstellung des Georgischen Kammerorchesters - und ein Moment reinen Glücks.