Ingolstadt
Lichterketten und Milchbauern-Rap

Andreas Hofmeir lud zur vorweihnachtlichen Talkshow "Wer dablost's" ins Ingolstädter Kulturzentrum neun

05.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Andreas Hofmeirs Gäste Mia Pittroff, Christoph "Stofferl" Well und Veronika von Quast (von links, Hofmeir rechts) mussten am Sonntagabend eine Weihnachtskrippe aus Lebkuchen und Süßigkeiten basteln, die am Ende für einen guten Zweck versteigert wurde. - Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Der Grad zwischen respektlosem, witzigem und dennoch wertschätzendem Smalltalk und profanen Plattheiten ist schmal. Als Entertainer und Tubist weiß Andreas Hofmeir das, denn seine Kleinkunst-Mixshow "Wer dablost's" lebt von dieser Balance zwischen perlender Rhetorik und den Küchenplaudereien mit seinen Gästen.

Spontanität ist einer der Schlüssel zum Erfolg, und der beginnt bereits mit der Auswahl der Gäste. Zu seiner jüngsten Auflage der Show am Sonntagabend hat er mit Veronika von Quast und Christoph "Stofferl" Well zwei alte Hasen im Showgeschäft und der Kabarettistin Mia Pittroff eine Newcomerin in die Halle neun eingeladen.


Die Dekoration, mit der Andreas Hofmeir seine Bühne hat ausstaffieren lassen, verrät es: Es ist Weihnachten. Lichterketten, ein Plastikweihnachtsbaum am Bühnenrand und Liedtexte auf den Biertischen lassen ahnen, was kommen wird. Hofmeir hat mit seinem bewährten Showkonzept zumindest den Anspruch, diese Adventausgabe abseits der Konventionen zu gestalten. Mit der Schutter-Neun-Jazzband und ihrem Sound ist ihm da schon mal eine wunderbar klingende Unterstützung sicher. Natürlich hat Hofmeir wieder ein Gedicht zum Zeitgeschehen gereimt, mit dem er als zotteliger Knecht Ruprecht zum Einstieg in die Show den Politikern die Rute zeigt. Im Internet hat er als Paradebeispiel einige schräge Reime der Schweizerin Monika Minder gefunden, die er immer wieder einstreut.

Das dienstälteste Go-go-Girl - wie er Veronika von Quast ankündigt - ist nach diesen schrägen Reimen eine akustische Wohltat. Die temperamentvolle 70-Jährige hat ein paar Mundart-Chansons mitgebracht, bevor Hofmeir sie an seine alte und übel riechende Tuba Rosalinde bittet. Jeder Gast muss da mal tuten, und der barfüßige Tubaprofessor ist ihr dabei behilflich. Ob er dabei der erfahrenen Lady wirklich den Rock hochschieben muss, damit sie der Tuba ein paar klangvollere Töne entlocken kann? Veronika von Quast nimmt's humorvoll, quetscht ein paar Töne heraus und setzt sich zur Plauderei an den Tisch. Aufgabe der Gäste ist es diesmal, eine Weihnachtskrippe aus Lebkuchen und Süßwerk zu basteln. Auch Mia Pittroff legt nach einem kurzen Auszug aus ihrem fränkischen Kabarettprogramm mit Zwischenstopp an der alten Tuba mit Hand an. Hofmeir gibt sich redlich Mühe, die beiden Damen in amüsante Gespräche zu verwickeln und die Plaudereien mit Weihnachtsanekdoten zu würzen. Doch erst der umtriebige Christoph "Stofferl" Well bringt wieder frischen Schwung in die Runde. Der einstige Solotrompeter bei den Münchner Philharmonikern und Musikkabarettist bei der Biermösl Blosn zeigt, dass er - egal ob mit Flügelhorn, Harfe oder Alphorn - nach wie vor die Zuhörer fesselt. Er stützt sein Alphorn auf einem Zuschauertisch auf und brilliert mit Unterstützung des Jazzorchesters vom Triumphmarsch aus der Verdi-Oper "Aida" bis zur "Yellow Submarine" der Beatles. "Stofferl" ist noch weit vielseitiger, zieht den Gürtel aus seiner Lederhose, zieht den Zwickel bis in die Kniekehlen und gibt als Mundart-Raper mit seinem Song "Forty Cent" ein furioses Plädoyer für höhere Milchpreise für Kleinbauern ab.

In der Plauderecke legt er letzte Hand an die Krippe mit an, bevor Hofmeir zur Versteigerung aufruft. Es dauert ein paar zähe Minuten, bis eine Frau aus dem Publikum für 100 Euro den Zuschlag für die süße Gemeinschaftsproduktion bekommt. Den Erlös will Hofmeir verdoppeln, der Betrag geht an das Kunstzentrum Besondere Menschen in Ingolstadt. Der Abschluss des Abends bleibt nach drei Stunden höchst konventionell. "Es wird scho glei dumper" stimmt das Orchester an, und alle in der Halle neun singen mit.