Ingolstadt
Launiges Durcheinander

Chiemgauer Volkstheater gastiert mit "Mei bester Freind" in Ingolstadt Großartige schauspielerische Leistung

03.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr

Foto: Lorenz Erl

Ingolstadt (DK) Kuhglocken läuten hinter dem roten Vorhang, lustige Polkatöne vom Band geben die Richtung vor und flugs klatschen die Menschen in den ausverkauften Zuschauerreihen noch vor dem ersten Bühnenbild die Takte mit. Ein Hauch von Komödienstadel hängt in der Luft vor der großen Bühne im Stadttheater Ingolstadt, und die Vorfreude auf die Profis vom Chiemgauer Volkstheater ist richtiggehend spürbar.

Das Ensemble des erfolgreichsten deutschen Fernsehtheaters um die Stars Bernd Helfrich und Kathi Leitner ist auf Tourneestation in der Stadt und die Erwartungen im Publikum sind groß. Bernd Helfrich hat die abendfüllende Komödie in drei Akten "Mei bester Freind" selber geschrieben und er führt auch auf der großen Bühne im Stadttheater Regie. Wo sonst ausgefeilte Bühnenbilder und vielsagende Kulissen die Dramaturgien unterstützen, reicht diesmal eine schlichte Bauernstube mit gedrechselten Tischbeinen und einem plüschigen Kanapee samt Rehgwichtl darüber als Spielort.

Helfrich lässt seiner siebenköpfigen Truppe die Geschichte des Bauern Sepp Brumm als eingebildeten Kranken spielen, der alles im Geheimen und ohne Wissen der Familie für sein nahes Ende regelt. Viele Elemente daraus - so versichert er im Programmheft - hat er über die Jahre im eigenen Umfeld selber erlebt. Der Ansatz ist nicht neu, schon Molière hat einen Theaterklassiker dazu verfasst. Wie in dem Stück aus dem 17. Jahrhundert möchte auch Helfrich, dass sein Publikum über den Tod und die Hysterie davor lacht.

Doch anders als die Komödie von Molière wird Helfrichs Bühnenstück wohl kaum als Klassiker in die Theaterliteratur und auch nicht in die Hitliste der humorvollsten Bauernschwänke eingehen. Natürlich weiß Helfrich als Autor, dass sein Publikum in erster Linie launig unterhalten werden möchte. So knüpft er Missverständnisse aus dem belauschten Telefongespräch eines Arztes (gespielt von Bernd Helfrich), Eifersüchteleien aus Jugendtagen und die Wahnvorstellungen eines Hypochonders zu einer vorhersehbaren Dramaturgie zusammen.

Helfrich hat diesen ländlichen Schwank in den Dialogen und in der bisweilen etwas langatmigen Abfolge so aufgebaut, dass die Zuschauer dem Handlungsstrang problemlos folgen können. Viele Einfälle und Dialoge reizen das Publikum zwar immer wieder zum Schmunzeln und Kichern. Doch kräftige spontane und saalfüllende Lacher, begründet aus unwiderstehlichem Spielwitz, schlitzohriger Raffinesse in den Dialogen und herzhaftem Volksschauspielhumor, bleiben in Ingolstadt aus.

Gerade diese Attribute sind es aber, die das Publikum in der langen Tradition bayerischer Volksbühnen und ihrer Komödien so schätzt.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler, vor allem Kathi Leitner als Oma Geli, Michaela Heigenhauser als Ehefrau Anna und besonders Andreas Kern als eingebildeter Kranker holen mit ihrem darstellerischen Können das Beste aus diesen Vorgaben. Sie zeigen mit familiär wirkenden Dialogen, maßvoller Mimik wie Gestik und schlichtweg der spürbaren Freude am Spiel vor Publikum, dass sie zu den ganz Großen des Genres gehören.

Zwei Vorhänge lang spendet das Publikum Applaus dafür, bevor das Licht im Saal wieder angeht.