Ingolstadt
"Lass die Schultern tanzen"

Pam Pam Ida feiert eine Party zur einjährigen Bühnenpräsenz in der Ingolstädter Eventhalle

14.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Schräge Truppe, großer Spaß: Pam Pam Ida bringt Stimmung in die Eventhalle. - Foto: Wirtz

Ingolstadt (DK) Verschiedenste Obertöne sind am Samstagabend in der Eventhalle zu vernehmen. Sphärische Klänge entwickeln sich wie bei einer Mantra-Meditation. Jeder hat seine Arme seitlich von sich gestreckt. Man könnte meinen, zehn tibetische Mönche würden auf der Bühne stehen und nicht die Bandmitglieder von Pam Pam Ida. Sänger Andi Eckert verwandelt den Ton in einen herzhaften Jodler. Es ist der Einstieg in das selbstreflexive Lied "Heil raus". Im Saal ist die Stimmung so hochgestimmt wie das Himalaya Gebirge.

Der Mann, der von Anfang an hinter den außergewöhnlichen Newcomern stand und ihnen großzügig seine Bühne bot, ist Johannes Langer, Betreiber der Kleinkunstbühne Neue Welt. Vor fast genau einem Jahr hatte die Band nämlich bei ihm ihren ersten öffentlichen Auftritt, und das wurde am Samstagabend nun mit einem partymäßigen Konzert in der Eventhalle gebührend gefeiert.

Und in diesem einen Jahr ist einiges passiert: auf "Altmodisch"-Tour mit Auftritten beim Heimatsound-Festival in Oberammergau - komplett aufgenommen vom Bayerischen Rundfunk - oder im Herzkasperl-Zelt auf dem Oktoberfest in München und die Veröffentlichung des ersten Albums "Optimist". Pam Pam Ida polarisiert: Mit ihren irrwitzigen YouTube-Videos zu den Hits des ersten Albums. Mit ihren oftmals provokanten Texten und mit der wahnsinnig guten Stimmung, die sie ab dem ersten Ton verbreiten.

Schnell war das Konzert ausverkauft: Pam Pam, der Publikumsmagnet: 500 Menschen hatten sich eingefunden, um die Band zu hören. Und weil sich die Gruppe bereits eine große Fangemeinde erspielt hat, fühlt es sich für Eckert schon mehr an wie ein "Verwandtschaftstreffen", von Schlagzeuger Julian Menz sind tatsächlich die Eltern zum Jubelkonzert gekommen.

Ein Abend voller Selbsthilfe- und Alltagstipps unterstrichen von peppigem Sound startet zunächst mit einer groß angelegten Umarmungsaktion. Wer weiß schon, wann der nächste Streit ausbricht? Präventiv besser gleich mal den Liebsten in die Arme nehmen. Dazu exakte Anweisungen für den perfekten Balztanz mit der Angebeteten von Ex-Faschingsprinz und Tanzikone Daniel Randlkofer, nebenbei auch noch Gitarrist. Der Song "Ois anders" wird von Showmaster und Sänger Andi zum spontanen Ständchen für ein Geburtstagskind aus dem Publikum umfunktioniert. Er zieht für die Fans eine großartige Show ab.

Die schräge Truppe junger Männer in altbackenen Hemden mit Krawatten und Fliegen, trifft den Nerv der Zeit. Trotz oder gerade wegen des in die Moderne übertragenen 80er-Jahre Sounds à la Münchner Freiheit mit bairischen Texten. Mal laut und poppig, mal schmalzig im Schein der Discokugel und nur noch in Begleitung des Silberfisch-Orchesters. Die vier edlen Damen an Geigen und Cello bringen ihre ganz eigene Klangfarbe in die Mitsinglieder ein.

Die Inspiration? Das eigene Leben, die (Heimat-)Liebe, oder "Gschicht'n ausm Wirtshaus" wie der Mann mit dem Oberlippenbart in witzigen Erzählungen herausklingen lässt. Sie laden zum Träumen ein. Vom Strand, der Sonne und dem Sommer. Doch auch hier herrscht nicht immer eitel Sonnenschein. Mit "Vaterland" machen sie knallhart auf rechte Parolen aufmerksam.

An diesem Abend will keiner gehen. Weder die Band, noch die Zuschauer und so jagt eine Zugabe die nächste. Wie ein indischer Dreigesang, bei dem sich die Sänger zusammenreißen müssen, nicht selbst laut loszulachen. Und ganz zum Schluss kam der schon so oft an diesem Abend eingeforderte und endlich gespielte Schultertanz. Es wird mitwackelt und geklatscht. Das Publikum sitzt nicht mehr auf seinen Stühlen, auf denen es unverständlich lang geklebt hat.

Mit Recht kann Johannes Langer von sich behaupten, dass er das richtige Gespür für die Besonderheit dieser Gruppe hatte. Belohnt wurden er und Pam Pam Ida mit tosendem Applaus. In die Eventhalle würden sie auch wiederkommen - "wenn sie dann angebaut haben", fügt Andi Eckert spitzbübisch und optimistisch hinzu.