Ingolstadt
Der Mensch hinter der Maske

Werke von Sasa Bezjak und Natasa Kos eröffnen die Künstlerinnentage

24.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Foto: Reinhold Weinretter

Ingolstadt (DK) "Der Oktober ist eine Frau" - und das zum 23. Mal. In diesem Jahr eröffneten zwei Künstlerinnen aus Murska Sobota, seit 1979 Partnerstadt von Ingolstadt, die Künstlerinnentage in der Städtischen Galerie im Theater.

Sowohl Tobias Klein, Geschäftsführer der Ingolstädter Veranstaltungs GmbH, als auch Oberbürgermeister Christian Lösel betonten die Einzigartigkeit der Veranstaltung und wie wichtig es sei, weiblicher Kunst eine Plattform zu bieten.

Sasa Bezjak und Natasa Kos wurden beide 1971 geboren, sie kennen sich, doch die gemeinsame Ausstellung ist eine Premiere. "Ihre Werke ergänzen sich", erklärte Simone Schimpf, die in die Ausstellung einführte. Es handele sich um "ernste, existenzielle Kunstwerke", so die Direktorin des Museums für Konkrete Kunst, die mit Blick auf das Thema erstaunlicherweise die einzige weibliche Rednerin an diesem Vormittag war. Gleichzeitig war sie es, die das in der Ausstellung stark präsente Weibliche offen interpretierte und auf eine andere Ebene hob. Zwar erzählten die Werke in sehr persönlicher Bildsprache aus einem Frauenleben, "aber eigentlich geht es doch viel mehr um die Existenz des Menschen an sich".

Die Fotografin Natasa Kos zeigt das in klein- und großformatigen Fotoserien. Sie bekleiden die Wände der Galerie. Beim Eintritt sticht ein Bild ins Auge: Betonplatten mit einem auffälligen roten Kreuz. Ein Tatort? Langsam. Es scheint sich um das Ende einer Kette zu handeln. Automatisch wendet sich der Blick, sucht den Anfang, findet eine Frau auf einem Bett. Das Bett steht in einem kargen Raum, vielleicht ein Krankenbett, vielleicht in einer Anstalt. Weitere Szenen folgen. Die Frau leidet, Beklemmung macht sich breit. Landschaftsaufnahmen mischen sich in die Serie. Sie wirken wie das Spiegelbild der Seele dieser Frau. Kos' Themen sind Einsamkeit, Isolation, Entfremdung und Morbidität. Der Betrachter fühlt, was er hier sieht. Sehr deutlich. Das ist Kos' Ziel.

Ganz anders geht Sasa Bezjak mit Gefühlen um. Sie scheint sie in den Stoff einzuweben, nutzt die Stickerei als Ausdrucksmittel. Was bleibt, sind abstrakte Muster in großformatigen, auf dem Boden ausgebreiteten Textilien. Die kombiniert die Bildhauerin mit rundlichen, kleinformatigen Frauenkörpern. Sie erinnern an die Venus von Willendorf, haben etwas Archetypisches, wie es auch Simone Schimpf formuliert. Die Nackten stehen auf dem Stoff, liegen, sitzen. Bezjak ordnet sie für jede Ausstellung neu. Kombiniert sie immer anders. Und präsentiert Masken. Wer ist der Mensch dahinter?

Die Ausstellung wirft Fragen nach dem Verborgenen und Unsichtbaren auf, berührt, hinterlässt Spuren. Der Oktober hat einen schweren Auftakt. Wie wohltuend, dass draußen die ersten bunten Herbstblätter umherfliegen.

 

Städtische Galerie im Theater, bis 15. Oktober, geöffnet donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr.