Ingolstadt
Kubanische Lebenslust

Pasión de Buena Vista begeistert in Ingolstadt mit hinreißender Musik und einer bunt wirbelnden Bühnenshow

01.01.2016 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Unvergessliche Melodien: Felicita-Ethel Frias-Pernia und Alfredo Montero-Mojena im Festsaal. - Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Wenn die Musik Kubas zu Besuch kommt, hat der Frost hierzulande keine Chancen mehr. Schillernd bunt, aufregend quirlig, voller überschwänglicher Lebensfreude und vor allem voller brodelnder Rhythmen an jeder Straßenecke - so strahlt das klischeehafte Image von Kuba und vom Zauber der Karibik.

Es ist gar nicht so einfach, diese Faszination der weißen Strände, den Duft von Tabak und Rum und die Hitze unter Palmen ins frostkalte Ingolstadt zu bringen. Da reicht die Kulisse mit kolonialen Hausfassaden und amerikanischen Chevrolets aus den 1960er-Jahren nicht, um den Flair von Havanna für die Tanz- und Musikgruppe Pasión de Buena Vista zur Geltung zu bringen. Dafür aber legen sich die Tänzer, Musiker und Sänger auf der Bühne im Festsaal bei ihrer Show am Freitagabend mächtig ins Zeug.
 

Natürlich erinnern die Solisten, Instrumentalisten und Tanzpaare mit ihrer Musik und der ganzen Bühnenperformance nicht zufällig an den weltweiten Erfolg des Buena Vista Social Club um den Sänger Ibrahim Ferrer. Ferrer und andere aus seiner Garde sind längst gestorben. Doch die Magie ihrer Lieder und die generationenübergreifende Liebe zur Musik auf der Zuckerrohrinsel heben auch die Regisseure dieser Truppe hervor. Alfredo Montero-Mojena ist 67 Jahre alt, Jose-Guillermo Puebla-Brizuela nur vier Jahre jünger. Beide Granden standen einst auch mit Legenden wie Ibrahim Ferrer und Juan de Marcos Gonzales auf der Bühne. Nun stehen sie bei dieser Europatournee erneut mit immer noch strahlender Stimme im Wirbel der jungen Tänzerinnen ganz vorne an den Mikrofonen. Die weibliche Leidenschaft kommt von Felicita-Ethel Frias-Pernia dazu.

Die Sänger und das Ensemble geben dem Publikum nicht lange Zeit, die Kälte von draußen abzuschütteln. Sie packen die Leute frontal mit "Guantanamera", dem Sehnsuchtslied über eine Bäuerin vom Land. Ein Volkslied auf Kuba aus der Textsammlung des Nationalhelden José Martí, das Weltkarriere gemacht hat. Kein anderer Klassiker aus Lateinamerika stimmt die Zuhörer so schnell auf die so pulsierenden wie melancholischen Klänge aus der Karibik ein. Die Sänger legen mit "Bésame Mucho" rasch einen weiteren Evergreen nach und feuern mit Salsa und Cha-Cha-Cha weiter.

Die Lieder sind nur der eine Teil des karibischen Zaubers. Der andere Teil erreicht das Bewusstsein über die visuellen Eindrücke, bei denen die Bühne zu einer belebten Straßenkreuzung in Havannas Stadtviertel Buena Vista wird. Hübsche Tänzerinnen in so bunter wie knapper Garderobe wirbeln in atemberaubenden Choreografien über die Bühne, jeder Auftritt zeigt sie im wechselnden bunten Scheinwerferlicht mit neuen Kostümen und es scheint, als bestünde das Leben auf dieser Perle der Antillen nur aus hinreißender Musik und schwerelosem Tanz. Den einzigen Wermutstropfen dieses bunt wirbelnden Abends haben die Tontechniker zu verantworten. Ihnen gelingt es nicht, den Sound der Instrumentalisten an den Rhythmusinstrumenten und der Bläser mit den zweifellos faszinierenden Stimmen der Sängerinnen und Sänger ins Gleichgewicht zu bringen. Viel zu oft gehen die feinen Nuancen der Lieder im übermächtigen Einheitsklang der Musiker unter.