Ingolstadt
Kreativlabor für Erwachsene

"Do it yourself" wird immer beliebter: Auch das Museum für Konkrete Kunst bietet Design-Workshops für alle an

16.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Gemeinsames Werkeln: Künstlerin Claudia Ludwig (stehend, rechts) erlebt pure Begeisterung bei den Kursteilnehmern. - Foto: Wirtz

Ingolstadt (DK) Wer den Begriff "Basteln" hört, denkt vielleicht an nachmittägliche Kinderbeschäftigung. Beim Museum für Konkrete Kunst (MKK) Ingolstadt klingt "Der neue DIYnstag" kreativer, das Museum beweist damit Trendgespür. "DIY" steht für "Do it yourself", aus dem Englischen für "Mach es selbst" oder wie es das MKK interpretiert: "Design it yourself".

Die Workshop-Reihe folgt einer anhaltenden Bewegung, die nun professionell in Ingolstadt angeboten wird. Der Wegwerfgesellschaft und Massenproduktion "Made in China" zum Trotz, ist vor wenigen Jahren erneut der Gedanke des Heimwerkens in die heimischen Wohnungen eingezogen. Deswegen lädt das MKK jeweils an einem Dienstag im Monat ausgesuchte Künstler und Designer in das Kreativlabor des Museums ein, von denen die Kursteilnehmer lernen können, herkömmliche und neuartige Kunsttechniken sachgerecht anzuwenden.

In dieser Woche zeigte die Münchner Künstlerin Claudia Ludwig, wie man eigene Fotografien auf Hölzer jeder Art auftragen kann. Dadurch entstehen einzigartige Werke, denn durch die Übertragung der Fotografie auf das Naturmaterial wirkt die Maserung des Holzes auf das Endergebnis mit ein. Somit kann es passieren, dass aus einer pulvrigen Schneelandschaft plötzlich eine hölzerne Gegend oder aus einem massiven Betongebäude eine Holzhütte wird.

Die Künstlerin hat mit dem Fototransfer auf Holz vor dreieinhalb Jahren angefangen, sich mittlerweile darauf spezialisiert, und gibt heute viele Workshops, die vor allem in den kühleren Jahreszeiten oft gebucht werden. Obwohl die Expertin zugeben muss, dass auch sie zur Erprobung dieses Verfahrens gern von einer Fachperson in einem Workshop gelernt hätte. Doch Übung macht den Meister - das müssen die Teilnehmer auch sehr schnell lernen: Wer anfangs unsauber gearbeitet hat, trägt während des Prozesses nicht nur überschüssiges Papier, sondern auch das Motiv von der Holzoberfläche mit ab. Glücklicherweise kann das Ärgernis mit einem gewollten Vintage-Charakter erklärt werden.

Das Programm der Veranstaltungsreihe ist vor allem durch organisatorische Faktoren definiert: Ein Wochentag sollte es sein und die Kurse sollten nicht zu lange dauern, schließlich sind viele der Teilnehmer berufstätig. Deswegen beginnt der Workshop auch erst nach Feierabend um 18 Uhr und dauert drei Stunden. In diesem Zeitraum müssen die Kunstwerke vollendet werden können - die Bildhauerei fällt also schon einmal weg. Bisherige Themen waren zum Beispiel das Siebdruckverfahren, Handlettering oder Experimente mit Transparentpapier.

Offensichtlich hat das MKK mit dem bisherigen Konzept Erfolg: Über hundert Bewerbungen gingen für die Teilnahme am Holz-Workshop ein. Um sinnvoll arbeiten zu können, ist die Zahl jedoch auf 15 Teilnehmer begrenzt. Die Leiterin der Veranstaltungen, Anke Schneider, entschloss sich deshalb dazu, die begehrten Plätze zu verlosen. Im Februar 2017 wurde der erste Kurs angeboten, heute plant man schon die Events für 2018.

Das Projekt basiert auf der Zusammenarbeit mit der Audi-Art-Experience, die seit 2014 im MKK die "SonntagsKunst!" anbietet. Jeden letzten Sonntag im Monat ermöglicht das Engagement der Audi AG den freien Eintritt ins Museum, und auch hier wurden bereits kleinere Aktionen in Zusammenarbeit mit Besuchern und Künstlern veranstaltet. Davon inspiriert und die Idee weiterentwickelnd, entstand in gemeinsamer Kooperation "Der neue DIYnstag".

Während der kurrzeitigen, kreativen Pause vom Arbeitsalltag blühen die Teilnehmer merklich auf, bewundern die Werke der anderen, holen sich Rat bei der Expertin oder dem Sitznachbarn und geben sich gegenseitig Tipps - ohne Anzeichen von Konkurrenzdenken. Stattdessen spürt man eine Art kreative Verbundenheit. Während die letzte Leimschicht trocknet und alle Werkstücke gemeinsam betrachtet werden können, entwickelt sich so etwas wie eine kleine Vernissage.

Der nächste Termin ist ein Graphic-Novel-Workshop mit Barbara Breen, der am 12. Dezember von 18 bis 21 Uhr stattfindet, Anmeldeschluss ist der 3. Dezember.