Ingolstadt
Zwischen Naivität und Genialität

Kabaretttage: "Die bekannte Band Zärtlichkeiten mit Freunden" bietet schräge Unterhaltung in der Ingolstädter Neuen Welt

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Spezieller Humor: "Die bekannte Band Zärtlichkeiten mit Freunden" in der Neuen Welt. - Foto: knb

Ingolstadt (DK) Es ist definitiv eines der Markenzeichen des Duos mit dem vielversprechenden Namen "Die bekannte Band Zärtlichkeiten mit Freunden", dass es genau das nicht tut, was von ihm erwartet wird, nämlich mehr als nur ansatzweise Musik zu machen. Christoph Walter und Stefan Schramm präsentieren an diesem Abend ihr aktuelles Programm "Rico Rohs & Das Ines Fleiwa Quartett" - für manche im Publikum mag es eher langatmig und mühsam, für andere eher kurzweilig und erholsam sein, was die zwei selbst ernannten "Musik-Kasparettisten" da auf der Bühne veranstalten.

Alles in allem überwogen an diesem Abend in der gut gefüllten Neuen Welt bei den 33. Ingolstädter Kabaretttagen jedoch auf jeden Fall die Lacher.

Einfach genial ist Christoph Walter in der Rolle des Rico Rohs, der den bisherigen Schlagzeuger Cordula Zwischenfisch ersetzt und sich mit seiner grandios dargestellten Mischung aus Naivität und Genialität durch das über zweistündige Programm palavert. Bewundernswert ist daneben Stefan Schramm in seiner eher passiven und doch sehr tragenden Rolle als Ines Fleiwa. "Die bekannte Band Zärtlichkeiten mit Freunden" hat eine ganz besondere Art von Humor und ihre spezielle, regional gefärbte Ausdrucksweise (die beiden stammen aus Riesa in Sachsen) ist eine Kunst für sich, ihre zwischenmenschlichen Spitzen sind urkomisch, und diverse kleine, aber feine Seitenhiebe auf die Gesellschaft, die Politik und das moderne Leben sorgen für den Tiefgang im Ausgleich zu Spaßnummern wie jene über die nach Voltaren Emulgel schmeckende abgefetzte Kniescheibe der Fußballerin Frau Meisner vom Verein Traktor Strehla.

Rico Rohs legt wirklich ein beeindruckendes Fachwissen zu bestimmten Bereichen an den Tag, und auch wenn er dabei manchmal sehr weit vom eigentlichen Thema abschweift, nimmt ihm das eigentlich keiner so richtig übel. In seiner Rolle als Jugendlicher mit einem Faible für TKKG-Kassetten erzählt er von einer Kur an der Ostsee.

Das Duo habe sich in Ingolstadt sofort heimisch gefühlt, weil sie selber aus einfachen Verhältnissen kommen - Rico will den "perfiden Moloch der Intoleranz" überwinden und sich auf das Publikum einlassen, auch wenn es einen anderen Dialekt spricht. Er sagt zu seinem kongenialen Bühnen-Partner Sätze wie "Tatsch mich nicht an - warst du auf einem katholischen Gymnasium" oder "Was is'n los in deinem sicken Mind" - doch Ines Fleiwa lässt sich niemals aus der Ruhe bringen und zeigt besonders viel Geduld, als Rico nach geschlagenen 60 Minuten endlich am Schlagzeug sitzt, seine Noten mit den Worten "bum disch bumbum disch" vorliest und dabei selber schmunzeln muss.

"Die bekannte Band Zärtlichkeiten mit Freunden" ist so herrlich schräg und unkonventionell, dass man sie einfach gern haben muss. Wer nicht bis zum nächsten Auftritt in Ingolstadt warten möchte, dem sei die Comedy-Sendung "Zärtlichkeiten im Bus" im MDR empfohlen.