Ingolstadt
In Bildern spazieren gehen

Zwischen Natur und Kultur: Viktor Schecks Ausstellung "In a Landscape" in der Ingolstädter Harderbastei

29.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Viktor Scheck begreift den Landschaftsraum als einen begehbaren Bildraum. Er zeigt seine Arbeiten in der Harderbastei - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Er geht nicht durch die Landschaft, sondern in ihr. Wer Viktor Schecks frisch eröffnete Ausstellung in der Harderbastei besucht, ist aufgefordert, es ihm nachzutun. 60 Werke hängen hier, die meisten großformatige Bilder in Acryl auf Leinwand. Bilder, die den Betrachter unwillkürlich hineinziehen. Was besonders deutlich wird, wenn er vor einem Weg steht, der über flache Landschaft in die Ferne führt.

Ein Weg aus dem Donaumoos? Gut möglich, denn das ist einer der Bildräume, in dem sich der Schrobenhausener Künstler mit Atelier in der freiherrlichen Gutsverwaltung in Niederarnbach gerne bewegt. Nicht selten geführt von seinem Hund Tiepolo. Zufall? Ja und nein. Um- und Abwege gehören dazu. Wohin der Weg führt, mag zufalls- oder Tiepolo-bestimmt sein, wie Scheck augenzwinkernd einräumt. Was später im Atelier aus dem Gedächtnis heraus entsteht, ist es sicher nicht. Auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheinen die meist in erdigen, gedeckten Farben gehaltenen Werke, denen dennoch oder gerade deshalb ein fast lyrischer Zauber anhaftet. Manche lassen noch sehr gut erkennen, welcher Landschaft sie nachempfunden wurden, sind noch beinahe gegenständlich, wie der erwähnte Weg, der zum Horizont zieht oder „Bali Jungle“, eine wilde Mixtur aus Acryl, Tusche und Öl auf Leinwand mit kräftigen Farbkontrasten, wobei die dunklen dominieren. Helle Gelb-, Grün- und Blautöne spitzen wie Sonnenreflexionen zwischen den Ästen, Lianen und Baumstämmen durch und geben dem Bild eine insgesamt heitere Ausstrahlung. Während der Dschungel ein geschlossenes Bild abgibt, streben die Wolken in „Great Plains“ nach der Weite des Raumes. Sie entstehen in der Tiefe des Bildes und bewegen sich schräg nach links vorne auf den Betrachter zu.

Auf dem Kopf stehen die Bäume auf „Landscape G“. Kein Wunder, denn sie spiegeln sich in einer Wasserfläche. So erklären sich jedenfalls die meisten Ausstellungsbesucher dieses Werk. Vielleicht aber hat der Künstler es auch nur beim Hängen um 180 Grad gedreht? Dann könnte es sich ebenso gut um eine winterliche Baumlandschaft handeln. Weht auf „Landscape H“ eine gelbe Fahne auf einem Gipfel; oder markiert das kräftige Pastellgelb schlicht eine gefährliche Klippe? Das mag jeder Betrachter für sich entscheiden.

Schecks Werke rufen dazu auf, sich in sie zu versenken, in ihnen zu spazieren, sie zu erleben und zu interpretieren. Seine Landschaften sind menschenleer, doch geprägt vom Menschen, bestehen im Zwiespalt zwischen Natur und Kultur. Die einen mehr, die anderen weniger. Scheck verleiht der Landschaft eine Stimme, regt dazu an, sich mit Fragen zu Umweltschutz, Naturschutz und vielleicht auch dem eigenen Bezug zur Natur auseinanderzusetzen, statt Landschaft nur vorbeifliegen zu lassen auf dem Weg zum nächsten Termin, in die nächste Stadt, wo der Bezug zur Umgebung längst verloren gegangen ist.

Deutlich kleiner und unauffälliger sind Schecks Digitalprints auf Alubond. „Russia“ und „Masuren“ machen neugierig, „Périgord“ erinnert an Fossilien oder mineralische Artefakte, „Fukushima“ mit schwarzen Löchern auf metallisch-braunem Grund (Eisen-III-Chlorid, Tusche auf Papier) macht betroffen.

Harderbastei Ingolstadt: „In a Landscape“, bis 25. Oktober, Donnerstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr.