Ingolstadt
Im "Centre of Bavarian Schlitzohrigkeit"

Maxi Schafroth gastiert bei den Ingolstädter Kabaretttagen und betreibt Feldforschung in Oberbayern

20.03.2017 | Stand 23.09.2023, 2:45 Uhr

Ingolstadt (DK) Das Leben auf dem Dorf ist einfach idyllisch. Kein Verkehr, überall Natur, kein Lärm und viel Kuhstallgeruch. Oder? Glaubt man den Ausführungen des gebürtigen Allgäuers Maxi Schafroth, ist das Leben auf dem Allgäuer Land nicht unbedingt so, wie es sich der Tourist aus Oberbayern ausmalt.

In seinem Programm "Faszination Bayern", das Schafroth am Samstagabend in der Eventhalle im Rahmen der Kabaretttage vorstellte, streicht er die Unterschiede zwischen dem bäuerlichen Leben im Allgäu und dem reichen Lifestyle auf der anderen Seite des Lechs - in Oberbayern - heraus.

"Es ist schön, dass Schwaben und Oberbayern hier in Ingolstadt zusammenkommen, dem Centre of Bavarian Schlitzohrigkeit", erklärt Schafroth augenzwinkernd. Er fände die Schanzer Stadt sehr reizvoll, führt er weiter aus und stimmt ein Lobeslied an: "Oh Ingolstadt, du verkannte Perle an der A 9, du architektonisches Kleinod!" Durchgehend platziert der Kabarettist kleine Seitenhiebe gegen Ingolstadt, Audi und die Abgas-Affäre. Trotzdem geht es ihm nicht vordergründig um Kritik an Wirtschaft oder Politik, er betreibt lieber vergleichende Kulturwissenschaft. "Oberbayern ist eine wirtschaftsstarke Region mit Premium-Automobilherstellern. So was haben wir im Allgäu nicht - wir haben nur Fendt, und das reicht." Um seine Hypothesen über die Oberbayern noch besser validieren zu können, hat sich Schafroth in die Feldforschung begeben und eine Ausbildung bei der Deutschen Bank gemacht. Aus dieser Zeit hat er einiges mitgenommen: "Meine schwäbische Mutter war so bescheiden, sie konnte nie Geschenke annehmen. Nicht einmal zum Geburtstag. In der Hinsicht kann man von den Oberbayern viel lernen und auch einfach mal nehmen."

Aber Schafroth amüsiert sich nicht nur über die reichen Oberbayern, "die mit ihren Daunensteppjacken wie ein Michelin-Männchen im Q7 hocken". Nein, auch die Heimat nimmt der Kabarettist nur zu gerne aufs Korn. So regiere bei ihm daheim, "in der Einöde ohne Internetanschluss", die Sparsamkeit. Da fahre etwa jeder Autofahrer so nahe auf seinen Vordermann auf, dass er noch ein wenig von dessen Spritzwasser abbekomme. Ähnlich agiere der Schwabe auch beim Tanken, erläutert Schafroth und stimmt gemeinsam mit seinem Gitarristen Markus Schalk ein Lied an, das von einer romantischen Begegnung bei der Suche nach der günstigsten Tankstelle erzählt.

Wie wichtig die Sparsamkeit sei, habe er schon von seinem Vater gelernt. Dieser habe seinen Tagesskipass so oft genutzt, bis die Kosten-Nutzen-Rechnung zu seinen Gunsten ausgefallen sei - lädierte Gelenke inklusive. So klopft Schafroth alle Klischees ab, zieht sie ins Absurde, aber lässt doch immer ein Körnchen Wahrheit hervorblitzen. Egal, wer an diesem Abend im Publikum sitzt und woher er auch kommt, jeder erkennt sich in den Ausführungen des Kabarettisten ein Stück weit wieder.

Grandios ist auch Schafroths Abschlussnummer, mit der er sämtliche Künstlerkollegen liebevoll auf die Schippe nimmt: Als die Zuschauer nach dem Ende des Programms eine Zugabe einfordern, bleibt der Künstler einfach auf der Bühne stehen und erklärt: "Wir lassen uns nicht lange betteln. Ich habe zwar im Fernsehen gesehen, dass man da kurz hinter der Bühne verschwindet - aber auf so was haben wir keinen Bock!"

Jessica Roch