Ingolstadt
Humordosis fürs Gaudivolk

Christoph Weiherer gastierte in der Neuen Welt in Ingolstadt

05.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:50 Uhr

Radikal-Poet Christoph Weiherer machte auf seiner Jubiläumstour Station in Ingolstadt. - Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Er ist kein Meistergitarrist, kein genialer Komponist, und es gibt vermutlich tausend Sänger, die besser sind als er. Eines aber muss man ihm lassen, diesem Christoph Weiherer, der da in der ausverkauften Neuen Welt nach 15 Jahren auf den Bühnen der Republik seine Jubiläumstour startet: Im Umgang mit seinem Publikum, das ihm vom ersten Moment an zu Füßen liegt, macht ihm so leicht keiner was vor.

Ja, als Entertainer, der in jedem Moment seines mehr als zweistündigen Auftritts exakt die richtige Humordosis fürs Gaudivolk parat hat, ist er wirklich gut.

Weiherer singt Lieder und erzählt Geschichten über alles, was ihn aufregt, belustigt oder ärgert. Das Stimmen der Gitarre, das Anpreisen seiner CDs, die Aufzählung seiner Radio- und Fernsehauftritte, das alles gehört dazu und nervt auch gar nicht, weil es zum Rest der Weiherer-Show passt wie maßgeschneidert. Seinem Spezial-Spezl Alexander Dobrindt bescheinigt er, er habe sich mit diversen Äußerungen quasi förmlich hineinqualifiziert in ein Programm, in dem es doch unter anderem auch um Deppen gehe, den Vogel allerdings schießt er ab mit der Ziffernfolge 25541, die er und auf sein Geheiß hin auch Tausende seiner Fans immer dann angäben, wenn sie an der Supermarktkasse nach ihrer Postleitzahl gefragt würden. Das sei nämlich die von Brunsbüttel an der Elbe und er sei nun gespannt, was bei der Auswertung der Statistik herauskomme.

Wegen solch origineller Ideen liebt man ihn, diesen Christoph Weiherer, verleiht ihm fast schon Kultstatus. Natürlich steht er in einer festen Tradition. Karl Valentin kommt einem ab und zu in den Sinn, Fredl Fesl auch, ganz besonders aber Hans Söllner, wenngleich Weiherer viel subtiler vorgeht als der Letztgenannte, nicht nur drauflos poltert, sondern ganz genau überlegt, welche Fallhöhe die Pointe an dieser Stelle haben soll, wo man nachtreten muss, wo man den letzten Gedanken besser nicht ausspricht, weil der Zuhörer sich freut, wenn er selber draufkommt.

Er sei bereits als Liedermacher, Protestsänger, Musikkabarettist und einmal sogar als Brutalpoet bezeichnet worden, sagt er. "Liederterrorist" fehle noch in seiner Sammlung, das würde er sich mal wünschen. Wobei es völlig egal ist, ob er das nun ernst meint oder nicht. Es ist ja auch zweitrangig, ob all seine mit dem Zusatz "Wirklich wahr!" etikettierten Geschichten tatsächlich so passiert sind. Die Möglichkeit allein reicht völlig aus, Hauptsache sie passen zum Bild, das Weiherer von sich über 15 Jahre hinweg entworfen und das sich die Fans von ihm gemacht haben, zu dem entspannten, lockeren, frechen und zugleich ungemein sympathischen Typ, der da Abend für Abend für prächtige Stimmung sorgt.