Ingolstadt
Hinreißende Teamarbeit

Konzert der 400: Schüler, Ehemalige und Freunde des Reuchlin-Gymnasiums feiern mit Carl Orffs "Carmina Burana" Jubiläum im Festsaal

01.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Ingolstadt (DK) Ganz am Ende brach schriller, ohrenbetäubender Jubel im Ingolstädter Festsaal aus, der sogar noch etwas lauter tönte als die gewaltigsten Passagen von Carl Orffs „Carmina Burana“: in dem Moment nämlich, als die Dirigentin Eva-Maria Atzerodt sich vor dem Publikum verbeugte. Denn nicht nur von vorne, vom Publikum, kamen Begeisterungstöne, sondern auch von hinten, von den mehr als 400 Sängern und Instrumentalisten.

Musiklehrer Robert Aichner schlich sich in diesem Moment mit einem riesigen „Danke Eva“-Plakat seitlich auf die Bühne und überreichte eine Sparbüchse. Die Schüler hatten gesammelt, um der Chorleiterin einen Abend bei den Münchner Opernfestspielen zu spendieren.

Kein Zweifel: Eva-Maria Atzerodt hatte an diesem Nachmittag, an dem das Reuchlin-Gymnasium gefeiert wurde, das seit 50 Jahren nun diesen Namen trägt, Schwerstarbeit zu verrichten. Hunderte von Musikern im Griff zu haben, mit Handbewegungen zu koordinieren, zu organisieren, Pannen zu vermeiden – das ist fast schon eine unlösbare Aufgabe. Zumal dann, wenn die Musiker ganz unterschiedlichen Formationen entstammen und zu einem neuen Ensemble zusammengewürfelt werden. Profis und Laien spielten dicht nebeneinander. Im Orchester saßen erfahrene Musiker des Georgischen Kammerorchesters und der Bayerischen Brass-Band-Akademie Seite an Seite neben den Mitgliedern des Schulorchesters und musikbegeisterten Ehemaligen und Freunden.

Und Eva-Maria Atzerodt machte ihre Sache hervorragend. Hier ging es wirklich nicht nur darum, irgendwie durchzukommen und den Schlussakkord zu erreichen. Atzerodt wusste mit der Wucht der Klänge umzugehen, achtete auf präzise Aussprache, flüssige Tempiwechsel, prägnante Schlagzeugattacken, dynamische Differenzierungen. Und die Schüler genauso wie die erwachsenen Musiker zogen begeistert mit und sangen selbst die kniffligen, sehr hoch gelegenen Passagen hervorragend. Ebenso überzeugend die drei Solisten. Besonders Thomas Ruf verausgabte sich völlig, sang die extrem hohen Passagen bis an die Grenze zur Heiserkeit und charakterisierte die verschiedenen Rollen mit hinreißendem Engagement. Äußerst souverän und mit schöner Sopranstimme meisterte Agnes Preis ihre Partie, während Countertenor Robert Florian Daniel den Schwan mit hintergründigem Humor am Spieß ersterben ließ.

Vor allem aber riss die Wucht der mehr als 400 Musiker das Publikum hin. Kaum eine andere Komposition eignet sich so sehr für dieses Pathos, diese aufwühlende Kraftentfaltung einer riesenhaften Besetzung. Genau das richtige Werk, das humanistische Reuchlin-Gymnasium gebührend zu feiern.