Ingolstadt
Hautnah dran

Das dänisch-schwedische Marilyn Mazur Trio begeistert im Ingolstädter Bürgerhaus Diagonal

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Am Drumset: Bandleaderin Marilyn Mazur. - Foto: Knobloch

Ingolstadt (DK) Live-Konzerte sind eben doch ein ganz anderes Hörerlebnis als Musik aus der Konserve - man hat zusätzlich den visuellen Eindruck sowie den persönlichen Kontakt, und wenn es nur von weitem ist. Im Ingolstädter Bürgerhaus ist das Publikum allerdings bei den Klub-Konzerten "Jazz and More" hautnah dran an den Künstlern, und es macht somit eine Riesenfreude, der Percussionistin und Schlagzeugerin Marilyn Mazur zusammen mit Vokalistin Josefine Cronholm und dem E-Gitarristen Krister Jonsson zu lauschen.

Wirklich ein Jammer, dass das Diagonal an dem Abend nur halb gefüllt ist!

Das dänisch-schwedische Trio ist hervorragend aufeinander eingespielt, das aktuelle Album, "Flamingo Sky", läuft unter dem Genre Contemporary Jazz, doch es steckt weit mehr in den Stücken mit ausnahmslos dichter Atmosphäre. Sängerin Josefine Cronholm präsentiert mit ihrer angenehmen Stimme nicht nur Songs mit englischen Texten wie das humorvolle "Eletelephony" oder das mystische "Gone", sondern beeindruckt ebenso mit ihrem lautmalerischen Silbengesang, der wie joiken klingen kann und insbesondere zweistimmig mit Marilyn Mazur in Nummern wie dem Afro-angehauchten "Ufozil" wahrlich unter die Haut geht. Krister Jonsson ist regelrecht verliebt in Pedalboard, Mischpult und Laptop, sucht und findet für jedes Lied den perfekten Gitarren-Sound. So entsteht ein klangliches Bild von Emotionen und Gedanken der drei Musiker, was von sphärischen Grooves über eine bisweilen psychedelische Energie bis hin zu überraschenden Wendungen führt.

Marilyn Mazur nimmt für einige Stücke auch am eigens aufgebauten Flügel Platz - schließlich kommt sie ursprünglich aus dem Pianobereich. Und von ihrem mit Djembe, Dundun, Darbuka, Schlitztrommel, Sansula, Zimbeln und Gongs bereicherten Drumset ist kein einziges Instrument nur zur Deko installiert. In ausschweifenden Intros der selbst komponierten Stücke zeigt die Bandleaderin die volle Bandbreite ihres autodidaktisch erlernten Percussion-Spiels. Sie lässt sich selbst und auch ihren Musikern viel Freiraum für Spontaneität, ohne aus dem Konzept zu fallen. Mazur ist ein musikalischer Tausendsassa- sie war in ihrer nunmehr 44-jährigen Karriere schon mit Berühmtheiten wie Miles Davis, Gil Evans oder Jan Garbarek auf Tour, schreibt Kompositionen für Theaterstücke und leitet musikalische Projekte für Kinder. Ein wahres Konzert-Highlight in Ingolstadt: Live bekommt der Zuhörer eben doch den besten Eindruck.