Ingolstadt
Gratwanderung

San2 in der Ingolstädter Eventhalle

22.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:47 Uhr
Grandioser Auftritt im Jahr 2016: San2 in der Eventhalle in Ingolstadt. −Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Es ist so weit. San2 will es wissen. Eine exzellente neue CD im Gepäck, eine bärenstarke Band im Rücken, ein ausgetüfteltes Konzertkonzept, eine wohlüberlegte und genau geplante Show - der Sänger, Harpspieler und Komponist hat an alles gedacht.

Nun geht es auf Tour quer durch die Republik. Nimmt man das Konzert in der Ingolstädter Eventhalle als Maßstab, kann auch andernorts eigentlich nichts schief gehen. Freilich, San2 aus München ist in Ingolstadt aufgewachsen und gibt somit eine Art Heimspiel, aber bekanntlich hat es ja der Prophet im eigenen Land besonders schwer.

Dieser nicht, denn von Beginn an läuft alles wie am Schnürchen. Die herrlichen Songs des neuen Albums stehen im Mittelpunkt, Nummern wie "Thank You It's You", "Burnin' Flame" und "To Be Somebody" gehen enorm in die Beine, das tolle "Just A Little Bit More" schleicht sich mehr in den Unterleib und "So Beautiful" ist ja sowieso eine Klasse für sich. "The Joker", der Klassiker der Steve Miller Band, und "Will It Go Round In Circles" von Billy Preston verdienen diese Bezeichnung wirklich und "Julie" hätte auch wunderbar zu den Blues Brothers gepasst.

Dabei wagen San2 und seine Mannen ja durchaus eine Gratwanderung in mehrfacher Hinsicht. Würde das Konzept aufgehen, auf die Bläser und Streicher der vergleichsweise glatten CD-Fassungen zu verzichten und stattdessen auf den Schweiß und die Hitze des puren Rhythm'n'Blues zu setzen, also quasi die Nachfolge von Huey Lewis & The News oder der J. Geils Band anzutreten? Würde der Spagat hinhauen, einerseits das Publikum charmant zu umschmeicheln, um es bereits mit dem nächsten Song regelrecht emotional anzuspringen? Würden die Band und ihr Chef sich auch wirklich abgrenzen können von den ja nun nicht gänzlich unbekannten Vorbildern aus dem Sixties-Soul der Stax- und Motown-Ära und sich und ihrer Musik ein eigenes Gesicht geben können?

Bandchef San2, die beiden hervorragenden Solisten Sebastian Schwarzenberger (Gitarre) und Matthias Bublath (Hammond) sowie die Backline mit Dominik Palmer (Bass) und Peter Oscar Kraus (Schlagzeug) lassen Zweifel erst gar nicht aufkommen. Nein, diese Band hat mit diesen Voraussetzungen und mit diesem künstlerischen Potenzial sicherlich das Zeug dazu, in der nächsten Zeit gehörig für Aufsehen zu sorgen und sich einzureihen in die Phalanx ähnlich ausgerichteter Ensembles wie B.B. & The Blues Shacks oder der Tommy Schneller Band. Schade nur, dass nicht mehr Musikbegeisterte den Weg in die Eventhalle gefunden haben. Vermutlich waren Pokalfinale, Volksfest und warmes Biergartenwetter für viele ungleich wichtiger.