Ingolstadt
Getragene Balladen und treibende Beats

Die Samin Mari Boine und ihre Band wandeln auf poppigen Pfaden Konzert in der Ingolstädter Neuen Welt

05.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:21 Uhr

Zierliche Sängerin, starke Stimme: Mari Boine bei ihrem Auftritt in Ingolstadt. - Foto: Knobloch

Ingolstadt (DK) Erstens: Mari Boine ist und bleibt Mari Boine - egal, in welcher Sprache sie singt. Zweitens: Wer verfolgt schon so konsequent seine Träume und beglückt damit auch noch andere? Mari Boine, die zierliche Sängerin aus dem hohen Norden, gilt eigentlich seit über zwei Dekaden als die Stimme des indigenen Volkes der Sami und verbindet in ihrer Musik Joik-Gesang mit Jazz, Folk und gar rockigen Anleihen.

Nun nähert sie sich jedoch mit dem aktuellen Album "See the Woman" ihrer Jugendzeit mit Popmusik und Synthesizern an. Schließlich werde der samischen Kultur wieder mehr Raum gegeben, was ihr selbst wiederum mehr Raum für ihre Selbstverwirklichung schaffe. Das zeigt einmal mehr, dass auf dieser Welt und vor allem in der Kunst - insbesondere in der Musik - alles möglich ist: Mari Boine ist kreativ, Genre übergreifend, zukunfts- und vergangenheitsorientiert zugleich! Es ist einfach wunderbar, wie die zierliche Sängerin mit der kraftvollen Stimme magische Momente im Kulturzentrum neun in Ingolstadt schafft und ihre Fans mitreißt, egal ob mit lauten oder leisen Tönen. Die Anmut ihrer Bewegungen und die Kraft ihrer Stimme gehen zu Herzen, getragene Balladen und treibende Beats schmeicheln dem Gehörgang und bringen die Beine in Bewegung.

2009 wurde sie bereits mit dem Königlichen Norwegischen Orden des heiligen St. Olav für ihre künstlerische Vielfalt ausgezeichnet - das hat sie mit ihrer neuen Platte mal wieder eindrücklich bewiesen. "See The Woman" ist ein Album der internationalen Zusammenarbeit geworden, Mari Boine hat mehrere Texte adaptiert und musikalisch ausgearbeitet. So zum Beispiel bei "Chasing Myself Into Reality" von John Trudell, einem bereits verstorbenen nordamerikanischen Indianer-Aktivisten. Daneben gibt es Lieder wie "Today Starts Now" mit Poesie aus der Feder der autistischen australischen Künstlerin Donna Williams oder den Song "Twin Soul" der Neuseeländerin Moana Maniapoto. So schlägt die mittlerweile 60-jährige Norwegerin nicht nur eine Brücke zwischen traditioneller und moderner Musik, sondern auch zwischen Texten von und über Frauen aus aller Welt sowie zwischen adaptierten und eigenen Inhalten. Eigenkompositionen wie "2-4-6-7-8-9 In One" oder "Happily Ever After" sind eingebettet in eine 80er-Jahre-Soundästhetik und reihen sich perfekt in den Reigen ihres bisherigen Schaffens mit Titeln wie "Gula Gula" oder "Goaskinviellja (Eagle Brother)" ein.

Einen großen Beitrag zum Erfolg leistet live ihre Band mit dem langjährigen Wegbegleiter Georg Buljo an der Gitarre und den neuen Bandmitgliedern Kjetil Dalland am Bass, Benjamin Mørk an den Keys, Simon Häger Eraker als Soundengineer sowie dem äußerst einfühlsamen und groovigen Aleksander Kostopoulos am Schlagzeug. Natürlich darf auch ein samisches Lied über ihre Enkelkinder nicht fehlen: mit "Adine & Isak" verabschiedet sich die faszinierende norwegische Sängerin bei Standing Ovations von einem begeisterten Ingolstädter Publikum, welches ihr wohl die Treue halten wird, egal, in welcher Sprache sie singt!