Ingolstadt
Für die Ohren und die Seele

Big Daddy Wilson beim Bluesfest in der Neuen Welt

27.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Ausgezeichnet: Den "Preis der deutschen Schallplattenkritik" überreicht Jurymitglied Karl Leitner Big Daddy Wilson. - Foto: Hundsdorfer

Ingolstadt (DK) Es gibt mehrfach Grund zum Feiern an diesem Bluesfest-Abend in der Neuen Welt. Kneipenchef Johannes Langer hat Geburtstag, und Big Daddy Wilson erhält für sein aktuelles Album "Neckbone Stew" den "Preis der deutschen Schallplattenkritik", weswegen DK-Mitarbeiter und Jurymitglied Karl Leitner, der die CD für den Preis nominiert hatte, dem Musiker aus Edenton/North Carolina vor Konzertbeginn die Urkunde überreicht und die offizielle Begründung der Jury übermittelt.

Der dritte Grund für dieses Fest an einem Sommerabend freilich ist der Entscheidende, nämlich Wilsons unnachahmliche Art den Blues zu singen, zu spielen und zu präsentieren, wozu sich der intime Rahmen eines kleinen Klubs besonders eignet, noch dazu, wenn er wie in diesem Fall seit Langem restlos ausverkauft ist, nachdem sich herumgesprochen hat, was für eine Koryphäe dieser Mann mit der mächtigen Stimme ist.

"Neckbone Stew": Der Titel mag auf den ersten Blick nur das olfaktorische und das gustatorische Empfinden von Gourmets bedienen, bei Wilson freilich kommen weitere Sinnenfreuden dazu. Die Songs der CD - und mit ihnen auch all die anderen aus den Vorgänger-Alben - sind nämlich zudem idealer Stoff für die Ohren und die Seele. Wilson "hat für sein akustisches Süppchen exakt die passenden Ingredienzien ausgewählt und auch noch derart raffiniert gewürzt, dass man ihnen bereits nach der ersten Kostprobe regelrecht verfällt. Blues, Gospel, Roots, Soul, Funk und Reggae verbinden sich zu einer unwiderstehlichen Melange", heißt es in der Begründung der Jury. Und was für die CD gilt, trifft auch für das Konzert zu, bei dem der Schwerpunkt im Gegensatz zu früheren Gastspielen Wilsons an gleicher Stelle eher beim rockbetonten Soul als beim herkömmlichen Blues liegt.

Paolo Legramandi am Bass, Gitarrist Cesare Nolli mit auf hinreißende Art dreckigem Gitarrensound, Drummer Nick Taccori mit der Präzision eines Uhrwerks, der zum ausgewählten Material zwischen Motown, Stax, Atlantic und Wilsons eigener Songschmiede ideal passende Satzgesang aller Beteiligten und natürlich die unverkennbare Soulstimme des Bandchefs selbst. Ja, in der Tat, die Zutaten stimmen, alles ist perfekt abgeschmeckt und köchelt gute zwei Stunden bei optimaler Hitze. Wilson und seine Mannen machen an diesem Abend eine Art Musik, "von der man sich nach dem letzten Löffelchen augenblicklich einen Nachschlag wünscht", wie es in der Begründung für den Preis und die CD heißt und was auch hinsichtlich der Live-Situation absolut der Wahrheit entspricht. Also: Bitte mehr davon!