Ingolstadt
Free Jazz als Lebenseinstellung

Kabaretttage: Stefan Haider aus Österreich gastierte in der Neuen Welt

07.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:41 Uhr

Ein Reli-Lehrer am E-Bass mit großem Talent für Parodien: Der aus der Steiermark stammende Kabarettist Stefan Haider unterhielt das Publikum in der Neuen Welt gut. - Foto: Poese

Ingolstadt (DK) Ein E-Bass spielender Reli-Lehrer, der mit Schlagerstar-Parodien genauso gut ankommt wie mit seinen Plädoyers für mehr Freiheit in der Bildung - mit Stefan Haider boten die Kabaretttage in der Reihe "Ösi-Special" einen interessanten Künstler aus dem Nachbarland. Sein Programm "Free Jazz" lockte viele Zuschauer an.

Die Neue Welt war am Montagabend voll.

Free Jazz war Haiders Steckenpferd Nummer eins. Er erzählte zu Beginn die Anekdote, wie er als Schüler im Musikunterricht ein Referat über ein Album des US-amerikanischen Saxofonisten Ornette Coleman halten musste. Es heißt "Free Jazz: A collective improvisation". Wie das klingt, demonstrierte Haider gleich am eigenen E-Bass. Mit der Stimme imitierte er - sehr zum Vergnügen des Publikums - die beteiligten Blasinstrumente ("Die Trompete sucht noch den Ton"). Im Prinzip sei dieses kollektive Durcheinanderspielen ja eine Suite, erklärte er, eben nur mit einer ganz groben Struktur, das heißt: Alle fangen halt gemeinsam an.

Von solchen Witzen für Musik-Freunde gab es an diesem Abend noch mehr. Die Parodien Howard Carpendales und Bob Dylans brachten Haider viele Lacher ein. Dylan sei ja eher so auf der Weltverbesserer-Schiene unterwegs, als wollte er sagen: "I bin gscheid, ihr seid's deppert, warum muss ich euch was vorsingen" Das sei so eine Mittelschullehrer-Attitüde, die ihm schon immer gefallen habe.

Anspielungen auf Lehrer-Schüler-Klischees und Anekdoten aus seinem Alltag als Religionslehrer waren Haiders zweites Steckenpferd. Auch damit hatte er die Zuschauer auf seiner Seite. Sie amüsierten sich gut über seine Empfehlung, die Welt doch mal aus Sicht eines Reli-Lehrers zu sehen: "Wo Sie hinschauen, es ist sehr gut." Seine Auslegung der Schöpfungsgeschichte war eher ungewöhnlich: Aus der Bibelstelle "es werde Licht" folge ja, dass Gott die Welt im Finstern geschaffen habe - "des beruhigt mi net wirklich".

Seine Free-Jazz- und seine Reli-Lehrer-Weltsicht übertrug er dann auf diverse Themen, sein Plädoyer lautete etwa so: Das ganze Leben ist Free Jazz, weil wird dauernd improvisieren müssen. In der Bildung wäre es angebracht, weniger nach Noten zu spielen und die Leute selbst draufkommen zu lassen. In der Ehe sollte man dagegen eher weniger improvisieren, da sind Basics angesagt ("Ja, Schatz"). Klar, die Welt wird schlechter und scheinbar versinkt alles im Chaos, aber da sollte man einfach mal locker lassen. Zum Anschluss fasste er seine Botschaft in einem Song zusammen und riet: "Komm, sei net deprimiert, dein Leben ist einfach nicht von Wolfgang Amadeus Mozart komponiert."