Ingolstadt
Festlicher Familienwahnsinn

Stephan Bauers "Weihnachten fällt aus!" in der Ingolstädter Neuen Welt

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Streitende Familien, brennende Bäume: Stephan Bauer erzählt von Weihnachten. - Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Stresseinkäufe, Illuminierungswahn, festliche Völlerei, Glühweinexzesse. Und natürlich: Was kriegt die Oma? - Man kennt das. Aus persönlicher Erfahrung oder von Kabarettisten wie Gerhard Polt, Klaus Karl-Kraus oder Michael Altinger, die über den weihnachtlichen Wahnsinn eigene Kabarettprogramme geschrieben haben.

Stephan Bauer tat das auch, und er erzählt auch gerne davon - etwa in der Neuen Welt unter dem Titel "Weihnachten fällt aus! - Josef gesteht alles". Wobei bei Bauer erschwerend hinzukommt, dass das Fest im Schoße der Familie stattzufinden hat.

Weihnachten im Kreise der Lieben also. Das ist der rote Faden, auf den sich alles auffädeln lässt, auch etliches, was man im Grunde schon kennt, aus sonstigen Programmen Bauers mit Titeln wie "Warum heiraten, Leasing tut's auch!" oder "Vor der Ehe wollt' ich ewig leben!", in denen es irgendwie immer um die neu gewonnene Einsamkeit des Single-Mannes geht. Was aber durchaus logisch ist, denn Bauers Personal legt seine Macken ja nicht ab, nur weil Weihnachten naht. Im Gegenteil, beim Fest "Im Schatten der Gans" (Gerhard Polt) ist man ihnen umso schutzloser ausgeliefert.

Das Schöne an dem Programm ist, dass man als Zuhörer irgendwann zu dem Schluss kommt: Nun ja, auch bei uns kann die Sippe ab und zu mal ganz gehörig nerven, aber so schlimm wie bei Bauers ist es dann doch nicht. Noch schöner ist, dass Bauer so umwerfend komisch und knochentrocken erzählen, eh schon skurrile Szenen so herrlich auf die Spitze treiben kann und dann auch noch so originelle Sprüche aus dem Köcher zieht. "Ist das Leben nach dem Tod schöner? - Kommt drauf an, wer stirbt." Oder: "Das Wunder an Weihnachten ist nicht die unbefleckte Empfängnis Mariens, sondern dass ihr Verlobter Josef anschließend die Füße still gehalten hat." Spaß machen dabei nicht nur die vielen eingebauten Kleinigkeiten, sondern auch die scheinbare Ernsthaftigkeit, mit der Bauer zu Werke geht, wobei man freilich ganz genau weiß, dass dahinter nur eine weitere sarkastische Pointe lauert.

Natürlich gehört auch für Bauer die jährlich wiederkehrende Klage um den Verlust des wahren Sinns von Weihnachten mit dazu, die Frage, worum es denn wirklich geht abseits von Kommerz und Geschenkewahn. "Ganz einfach. Gott liebt alle Menschen", sagt Bauer. Und keiner lacht. "Das muss ein schwerer Job sein, wenn man bedenkt, wie viele Idioten herumlaufen." Worauf kollektives Losprusten einsetzt, und es sich mit der Besinnlichkeit auch schon wieder hat. - "Weihnachten fällt aus!" Das könnte man zur Not verschmerzen, Hauptsache Bauers Programm bleibt uns erhalten.