Ingolstadt
"Es geht um uns alle"

Hubert Klotzeck präsentiert sein Fotoprojekt zum Thema Inklusion und jeder kann mitmachen

11.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:09 Uhr

"Inklusion beginnt im Kopf." Der Fotograf Hubert Klotzeck hat sein Projekt zunächst in Eichstätt präsentiert. Cornelia Eichlinger, Bereichsleiterin im Caritas-Zentrum St. Vinzenz, hat die Initiative jetzt auch nach Ingolstadt eingeladen. Heute Abend ist Eröffnung. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Für die Gemeinschaftsausstellung "natürlich anders" hat Hubert Klotzeck im Februar sein Projekt "Inklusion beginnt im Kopf" in Eichstätt initiiert. Das gefiel unter anderem Cornelia Eichlinger vom Caritas-Zentrum St. Vinzenz so gut, dass sie es nach Ingolstadt geholt hat. Heute Abend ist Vernissage.

Als Klotzeck die Einladung bekam, sich an dem künstlerischen Projekt zum Thema Inklusion zu beteiligen und sich dem Sujet im Austausch mit anderen Kreativen, Lehrern, Sozialarbeitern und Wissenschaftlern näherte, war er überrascht. "Ich habe lange gedacht, dass es dabei um Menschen mit Behinderung geht", sagt er. "Dabei hört es da nicht auf." Inklusion sei vielmehr weiter zu fassen, erfuhr er. Es gehe um jeden, der irgendwie anders ist. Und da das für jeden Menschen gilt, ist Inklusion ein Thema, das eine ganze Gesellschaft betrifft. Jeder solle in seiner Besonderheit angenommen werden, egal ob er besonders schlau, besonders gut oder schlecht, besonders reich, arm, groß, klein oder besonders normal ist. "Es geht um uns alle", so Klotzeck. Das müsse man sich freilich erst einmal bewusstmachen und so ersann der Künstler den Titel "Inklusion beginnt im Kopf".

Diesen Satz schrieb er auf eine Tafel und lud jeden ein, sich damit fotografieren zu lassen. Es kamen ganz unterschiedliche Menschen, insgesamt 172, die sich alle mit Klotzecks Ansatz identifizieren konnten. Er beließ es aber nicht bei den Fotos. Gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Kristina Schmitt, die zum Thema Inklusion promoviert, und Simone Leneis vom Zentrum für Flucht und Migration an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, erarbeitete er drei Interviewfragen, die jedem, der sich an dem Projekt beteiligt, gestellt werden. So ergibt sich auch ein gesellschaftswissenschaftlicher Zugang zu dem Thema.

Im März präsentierte Klotzeck im Rahmen von "natürlich anders" seine Porträt-Serie in der Eichstätter Johanniskirche. Dort sah sie Cornelia Eichlinger, die im Ingolstädter Caritas-Zentrum St. Vinzenz den Bereich Offene Hilfen leitet. Sie war sofort angetan und beschloss, das Projekt nach Ingolstadt zu holen. Denn auch in Ingolstadt sei eine Diskussion zum Thema Inklusion wichtig, ist sie überzeugt. Es gebe zwar immer wieder Aktionen für Menschen mit Behinderung, aber manchmal könne man das Gefühl bekommen, es gehe dabei in erster Linie darum, ein "soziales Gewissen zu beruhigen", sagt sie. "Uns war es deswegen wichtig, damit mitten in die Innenstadt zu gehen und das Thema so für jeden präsent zu machen."

Im ehemaligen Schuhgeschäft Rosina (Ludwigstraße 39) sind die Bilder jetzt zu sehen. Heute Abend um 18 Uhr wird die Ausstellung eröffnet. Mit dabei sind auch einige Bewohner des Caritas-Zentrums. Klotzeck hat sie bereits für die Serie fotografiert. Ein Teil der Bilder ist während der Ausstellung - sie ist bis 28. Mai jeweils von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet - außerdem in Schaufenstern in der Innenstadt zu sehen.

Die Ausstellung soll weiter wachsen. Am morgigen Samstag, 13. Mai, lädt Klotzeck deswegen jeden ein, Teil des Projektes zu werden. Von 12 bis 16 Uhr kann man sich im ehemaligen Schuhgeschäft fotografieren lassen und seine Meinung zum Thema Inklusion sagen. Die dabei entstehenden Bilder werden die Ausstellung erweitern.

Danach, so hoffen die Initiatoren, wird sich die Idee der Serie weiter verbreiten. Vielleicht haben auch andere Künstler oder Fotografen Lust, das Projekt weiterzuführen, bis ein möglichst großer Katalog entsteht. "Ich lasse das Projekt sozusagen frei", sagt Klotzeck. Die Idee sei nicht patentiert, betont er. "Dazu ist das Thema zu relevant. Für uns alle."