Ingolstadt
Eine leidende Diva

Lauren Francis erweckt Maria Callas im Altstadttheater zum Leben

04.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Stimmgewaltig: Lauren Francis als eitle Diva und naive Maria. Wolfgang Schukraft hat ihr das Stück auf den Leib geschrieben. - Foto: Wirtz

Ingolstadt (DK) Ergriffenheit: Niemand traut sich, sich zu bewegen, jeder blickt gespannt auf die große Frau mit den dunklen Augen, die eine tragische, herzzerreißende Arie beendet hat. Die Waliserin Lauren Francis schlüpfte am Samstagabend in die Rolle der Opernsängerin Maria Callas im Altstadttheater und überzeugte in ihrem Solostück das gesamte Auditorium.

Wie der Titel des Gastspiels erahnen lässt, handelt es sich bei "Maria und die Callas" um zwei Personen, deren Lebensgeschichte erzählt wird. Die große Herausforderung, die innerlich zerrissene Person zu spielen, meistert Lauren Francis jedoch bravourös. Schließlich hat Autor Wolfgang Schukraft ihr das Werk auf den Leib geschrieben.

Alle Facetten der Maria Callas werden beleuchtet. Wie Maria als kleines Mädchen ihren Vater anfleht, die Familie nicht zu verlassen, oder wie die Callas die Zeitungskritiken über ihre Auftritte auseinandernimmt. Keiner scheint das Ausnahmetalent der Callas wirklich zu verstehen. Gekleidet in edle Gewänder, stark geschminkt und mit Perlen behängt, lässt sie sich von ihren Anhängern anbeten. Lauren Francis ist in der Darbietung sehr überzeugend, sie gibt die perfekte Diva. Umso erstaunlicher, wie kindlich-naiv die Maria im Gegensatz dazu wirkt.

Familiäre Probleme, Armut und Krieg tun ihr Übriges, sodass die Einwandererfamilie zurück in die griechische Heimat kehrt. Sich in einer zerstörten Welt zu positionieren ist schwierig, doch in den großen Opernhäusern findet sie ihren Zufluchtsort. Erinnerungen an die Bühnenzeiten lassen Maria strahlen.

Die persönlichen Bekenntnisse aus ihrem Arbeitszimmer zeigen, wie Maria wirklich ist. Zu ihren Lebzeiten wollten jeder etwas aus ihrem Privatleben erfahren, doch nur an diesem Abend wirkt sie so nahbar wie noch nie. Und immer, wenn ihre Gefühle die leidensfähige Frau übermannen, singt Lauren Francis jene Arien, die Maria Callas im 20. Jahrhundert so berühmt gemacht haben.

Was sie an diesem Abend erzählt, ist motiviert durch den Besuch eines Unbekannten, der in ihrem dunklen Zimmer steht. Sie stellt Vermutungen auf, welche Person es sein könnte, um dann festzustellen, dass es der Tod ist, der sie holen kommt. "Es ist alles gelogen, was über mich erzählt wird", versichert sie ihm und dem Publikum. Und die zahlreichen unerfüllten Lieben? Giovanni Battista Meneghini oder Aristoteles Onassis? "Die Callas kann man nicht lieben, man muss sie bewundern." Dann gibt sie sich ihrem Schicksal hin.

1977 ist die Callas in Paris gestorben und hat sich für ihren letzten Akt nochmals einen ganz besonderen Auftritt überlegt, als sich sogar Gracia Patricia bei der Trauerfeier die Ehre gab. Was aus Maria geworden ist, bleibt ein Mysterium.