Ingolstadt
Eine Plattform für die Mundart

Das Ingolstädter Festival "Dialektig" startet mit Skolka, Attwenger, Dreiviertelblut und dem Nino aus Wien in die zweite Runde

30.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:08 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Dialekt ist wieder in. Auch in der Musik. "Das ist eine Welle, die in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden ist", sagt Matthias Neuburger. "Kaum ein musikalischer Trend macht ebenso viel Sinn wie Spaß." Und weil er als Programmverantwortlicher des Kulturzentrums neun immer auf der Suche ist nach Nischen, die in Ingolstadt noch nicht besetzt sind, hat er vor einem Jahr das "Dialektig"-Festival ins Leben gerufen. Der Name ist Programm. Denn darin steckt nicht nur der "Dialekt", sondern auch der philosophische Begriff der "Dialektik", also die Lehre von den Gegensätzen in den Dingen. "Viele verbinden Mundart mit Begriffen wie Heimat. Uns geht es aber nicht um Tümelei oder um ein ,Mir san mir €˜-Gefühl. Und es gibt auch keinen Dirndl- und Lederhosenzwang. Wir wollen dem Ganzen eine leicht kritische Note hinzufügen. Und das schlägt sich in der Auswahl der Künstler nieder", erklärt Neuburger.

Am Freitag, 8. Dezember, geht die zweite Auflage des Mundartfestivals in Ingolstadt in der Halle neun über die Bühne - und bietet einen Querschnitt von Pop, Ska über Indie-Rock, Punk und Rock 'n' Roll bis hin zur "folklorefreien" Volksmusik. Roter Faden ist dabei der alpenländische Dialekt. Drei der vier Acts kommen aus Österreich, nur einer aus Oberbayern: Dreiviertelblut. Gegründet von Bananafishbones-Sänger Sebastian Horn und dem Filmkomponisten Gerd Baumann. Die Zusammenarbeit der beiden begann, als sie ein paar Lieder für den Niederbayernkrimi "Sau Nummer vier" schrieben. Später kamen Songs für den Krimi "Paradies 505" dazu. 2013 veröffentlichten Dreiviertelblut dann ihr Debütalbum "Lieder vom Unterholz". Woher der Name kommt? Vermutlich setzt er sich aus den Begriffen "Dreivierteltakt" und "Herzblut" zusammen. Beides findet sich reichlich in den Liedern. Auch im aktuellen Album "Finsterlieder".

Die restlichen Gäste sind aus dem benachbarten Österreich: Solka beispielsweise, die achtköpfige Ska- und Polka-Band aus dem Weinviertel. Anfangs traten sie noch als Supportact von LaBrassBanda, Wanda oder Seiler und Speer auf. 2015 erschien ihr erstes Album "daunzboa". Sie überschreiten mit Lust musikalische Grenzen und mischen Polka, Ska und Dialekt mit einem Hauch Pop.

Außerdem dabei: der Nino aus Wien, ein klassischer Songwriter, der sich auf die Beatles wie auf Helmut Qualtinger beruft. Ein Jahr nach der Verleihung des Austrian Music Awards "Amadeus" stürmte er 2017 mit dem "Praterlied" die Spitze der FM4-Charts. Und "Coco Bello" wurde zum Sommerhit.

Und weil Matthias Neuburger nicht nur die Jungen der Szene beim Mundartfestival zu Wort kommen lassen will, sondern auch die Pioniere, ist auch das Duo Attwenger eingeladen. Schon seit mehr als 25 Jahren haben sich Markus Binder und Hans-Peter Falkner der traditionellen Mundartmusik verschrieben - und dabei Anleihen beim Punk , Hip-Hop und Drum and Base gemacht, bis der typische Attwenger-Sound entstand. "Spot" heißt das achte Studioalbum - ein experimenteller Mix aus traditionellem Material und afroamerikanischen Einflüssen, diesmal wieder unter verstärktem Einsatz elektronischer Sounds.

Etwa 8000 Euro kostet das "Dialektig"-Festival. Aber dabei will Matthias Neuburger es nicht belassen. "Wir wollen der Mundartmusik in der Neun eine Plattform bieten" - auch in Veranstaltungen, die übers Jahr hier stattfinden. So wird etwa Willy Astor mit seinem Liedermacherprogramm "Chance Songs" am 26. Februar 2018 hier auftreten. Beim Mundartfestival gilt übrigens wieder die Aktion: "Für nen Zehner in die Neun". Studierende der KU Eichstätt-Ingolstadt und TH Ingolstadt zahlen an der Abendkasse nur 10 Euro bei Vorlage ihres Studentenausweises.

Dialektig am Freitag, 8. Dezember, Kulturzentrum neun, Beginn: 19.30 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr. Tickets in allen DK-Geschäftsstellen, im Westpark und bei eventim.