Ingolstadt
Ein Höhepunkt

Die Honey Island Swamp Band in Ingolstadt

11.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:48 Uhr

Einzigartig: Chris Spies (Piano) und Gitarrist Chris Mulé. - Foto: lei

Ingolstadt (DK) New Orleans ist ein Schmelztiegel, ein Melting Pot. In der Stadt treffen verschiedene Bevölkerungsgruppen aufeinander, was als Konsequenz eine musikalische Vielfalt zur Folge hat, die beispiellos ist.

Im Kleinen gilt dies auch für die Honey Island Swamp Band, wobei es bei dem Quintett, das an diesem Bluesfestabend die Neue Welt im Sturm erobert, aber weniger um Ethnien als um Sounds und Spielformen geht.

Ist "Gone" gleich zu Beginn typischer Southern Rock nach Art von Lynyrd Skynyrd, erinnert "Sophisticed Mana" gleich darauf schon allein der verzwickten Rhythmik wegen nach Little Feat. "Look For Me Baby" basiert auf einem Motiv von Elmore James und ist somit reiner Blues, "Through Another Day" klingt wie gerade eben aus dem Morast der Sümpfe Louisianas gezogen, der "Head High Water Blues" thematisiert die Erfahrungen der Stadt mit unkontrollierbaren Wassermassen. "How Do You Feel" wiederum hört sich an wie die Stones der Ära von "Exile On Main Street" und ab und zu fühlt man sich als Zuhörer wie in einer Hängematte, das Laissez-Faire Allman Brothers Band im Ohr, die gerade mal wieder die Erdanziehung ignoriert und flirrend davonschwebt.

Die Honey Island Swamp Band bedient sich bei vielen Bands, Stilrichtungen und Sounds, macht aber dennoch ihr eigenes Ding. Und das mit Bravour. Nachdem die ersten 20 Minuten des Konzerts eher verhalten ablaufen, dreht sie enorm auf, schaltet um auf den Modus "Akustische Dampfwalze", stampft, donnert und groovt durch ihr Programm, dass es einen an die Wand drückt. Vor allem nach der Pause kommen die Songs, die das Konzert so einzigartig - ja auch einzigartig sogar im Vergleich zum restlichen bisherigen Programm des Bluesfests 2017 - machen. "Devil's Den", "Cane Sugar", das überragende "No Easy Way" mit diesem unwiderstehlichen Titelmotiv, "Going Down The Road" ganz zum Schluss.

Diese Band gleicht einem Hochleistungsmotor, der wie perfekt geschmiert läuft und außerdem über einen Sound verfügt, der süchtig macht. Stellenweise hebt sie regelrecht ab, reißt einen unwillkürlich mit fort. Sam Price und Garland Paul an Bass und Drums geben den Puls vor, Aaron Wilkinson schreibt diese wunderschönen, griffigen Songs, als exzellente Solisten brillieren Chris Mulé als legitimer Nachfahre von Duane Allman, den er auch ausgiebig zitiert, und Chris Spies an den Keyboards, dem man seine Herkunft vom Jazz angesichts seiner wieselflinken und herrlich schrägen Soli anmerkt.

War das nun der Höhepunkt des diesjährigen Bluesfests? Trotz der tollen Festivalauftritte von Delta Moon, Guitar Shorty und Big Daddy Wilson an gleicher Stelle? - Man soll mit solch absoluten Aussagen ja vorsichtig sein, aber es sieht doch irgendwie ganz danach aus.