Ingolstadt
Ehrenrettung für den historischen Roman

Die Schriftstellerin Carmen Mayer engagiert sich beim Homer-Verein Am Samstag werden Preise in Ingolstadt verliehen

25.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr

Carmen Mayer vor der Kurfürstlichen Reitschule. Dort werden am Samstag Preise für historische Romane vergeben. - Foto: Wirtz

Ingolstadt (DK) Wenn man die Schrittstellerin Carmen Mayer fragt, wann sie angefangen habe zu schreiben, dann antwortet sie: "Eigentlich schon immer." Ganz stimmt das vielleicht nicht. Aber bereits als Schülerin hat die gebürtige Baden-Württembergerin während des langen und langweiligen Schulwegs sich selbst Geschichten erzählt.

Mit elf Jahren wollte sie am liebsten Deutschlands jüngste Schriftstellerin werden. "Daraus wurde natürlich nichts", gibt sie lachend zu. Im Gegenteil. Es dauerte fast bis zum Beginn ihrer Rentenzeit, dass sie endlich begann, Romane zu veröffentlichen.

Der lange Weg zum ersten gedruckten Buch ist vielleicht ein Kennzeichen der Literaturgruppe, der die Ingolstädterin seit Jahren angehört: Homer, ein Verein zur Förderung historischer Literatur. Am 28. Oktober wird der Verein feierlich im Ingolstädter Rudolf-Koller-Saal Literaturpreise verleihen.

Carmen Mayer engagiert sich für Homer, weil sie selbst erfahren hat, wie mühselig es ist, Schriftstellerin zu werden. Seit rund fünf Jahren publiziert sie ihre dickleibigen Romane. Sie ist dabei durchaus erfolgreich, bei dem Internethändler Amazon werden ihre Bücher fast durchweg von den Lesern mit Höchstwertungen beurteilt. Sie hat bereits dreizehn Werke herausgebracht, etliche davon liegen sogar in zweiter Auflage vor. Und doch: Von der Schriftstellerei allein kann sei noch lange nicht leben.

Carmen Mayers Metier ist der Kriminalroman, das Bauerntheater in Mundart (ein Stück wurde etwa in Manching und Hagau aufgeführt) und vor allem der historische Roman - wie sie meint, ein ausgesprochen vernachlässigtes Genre im bundesdeutschen Literaturbetrieb. Deshalb auch hat sich als Interessenvertretung 2013 der Verein Homer gegründet, bei dem sich Mayer engagiert. Derzeit hat der Verein rund 50 Mitglieder, am bekanntesten ist sicherlich das Schriftsteller-Ehepaar Iny Lorentz. Historische Romane würden in Deutschland nicht interessieren, wurde ihr immer wieder von Verlagen zu verstehen gegeben. Bis der Amerikaner Dan Brown fast über Nacht seinen Durchbruch auch in Deutschland erlebte.

Carmen Mayer (Jahrgang 1950) ist froh, dass die Literatur inzwischen in ihren Lebensmittelpunkt gerückt ist. Vorher hat sie in der Exportabteilung von zwei schwäbischen Industriebetrieben gearbeitet: "Der langweiligste Beruf, den man sich denken kann." Nach der Heirat zog sie nach Ingolstadt, bekam eine Tochter und arbeitete bald als Einkäuferin für deutsche Firmen in Asien. Sie schrieb natürlich, aber letztlich nur für die Schublade. Erst 2006 begann sie, ihre Geschichten online zu publizieren. Bald darauf kamen ihre ersten Krimis auf den Markt.

Ganz leicht ist es auch heute noch nicht für sie, Zeit zum Schreiben zu finden. Mittags kümmert sich die Autorin aus Unterbrunnenreuth um ihre Enkelkinder. "Und natürlich habe ich auch noch einen Ehemann." Zur Höchstform läuft sie auf, wenn sie mal Zeit hat. "Ich liebe verlängerte Wochenenden." Dann hängt sie ein Schild an ihre Tür: "Ruhe! Hier entsteht gerade eine Weltkarriere". Und dann schreibt sie fast ununterbrochen, manchmal 40 Seiten hintereinander. In ihren Romanen hat sie sich zuletzt mit dem 30-jährigen Krieg auseinandergesetzt. Das Zeitalter versucht sie gewissenhaft in ihren Romanen abzubilden, historische Ungenauigkeiten stören sie. Deshalb liest sie Fachbücher, recherchiert im Internet, besucht die Schauplätze ihrer Romane und spricht mit möglichst vielen Experten.

Dass manche ihre Romane trivial nennen, stört sie nicht. Da hält sie es mit dem Motto des Homer-Vereins: "Literatur ist, was gelesen wird". Und Leser finden ihre Romane genügend.