Ingolstadt
Die Unmöglichkeit der Liebe

Brit Bartkowiak inszeniert "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas"

29.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Regisseurin Brit Bartkowiak arbeitet bereits zum dritten Mal in Ingolstadt. - Foto: Prokoph

Ingolstadt (DK) Es sind Miniaturen über die Unmöglichkeit der Liebe, die der französische Dramatiker Joël Pommerat in seinem skurrilen Stück "Die Wiedervereinigung der bei-den Koreas" zusammenträgt: Da trifft ein Priester auf eine Prostituierte, eine Sekretärin auf ihren Chef, da geht es um die Beziehung zwischen Schüler und Lehrer, um die erste Liebe und die letzte.

Wie all diese Beziehungen scheitern, zeigt Regisseurin Brit Bartkowiak am Sonntag im Kleinen Haus.

Die Regisseurin (Jahrgang 1980) hat sich in Ingolstadt durch ihre Inszenierungen bereits bekannt gemacht - zuletzt mit dem fulminanten, so berührenden wie verstörenden Abend "In meinem Alter rauche ich immer noch heimlich". Sie hat ein Faible für zeitgenössische Stücke. "Mich interessiert, was gerade in der Welt los ist. Oft sind es Themen, die mich auch persönlich angehen." Und oft ist es einfach so, dass jungen Regisseuren auch erst mal junge Texte angeboten werden.

Brit Bartkowiaks Weg zur Regie führte allerdings über Umwege. Zunächst studierte sie Germanistik und Theaterwissenschaft in Mainz und in Wellington (Neuseeland), arbeitete dann im Kulturamt und hatte während eines Theaterfestivals die Erkenntnis, dass im Theater all ihre Interessen zusammenliefen - die Kunst, das Geschichtenerzählen, die Kommunikation mit Menschen und das permanente "Abarbeiten an Welt". Also entschied sie sich für das Studium der Schauspieltheaterregie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg und arbeitete später als Regieassistentin am Deutschen Theater Berlin.

Längst hat sie sich einen Namen gemacht in der Szene mit ihrem Schauspielertheater, mit ihrer präzisen Arbeit und der klugen Durchdringung der Texte. Trotzdem stellte sie Joël Pommerats "Wiedervereinigung der beiden Koreas", eher Stückwerk als Stück, vor neue Herausforderungen. Denn hier wird keine Geschichte im herkömmlichen Sinn erzählt, sondern hier spielen sich nacheinander kleine und große Dramen vom Scheitern ganz unterschiedlicher Beziehungen ab. "Das Tolle ist, dass man sich für jede Szene eine neue Welt ausdenken kann", meint Brit Bartkowiak. Das Thema ("Wie funktioniert Liebe heute") hält die Szenen zusammen - und das Einheitsbühnenbild aus Umzugskartons. "Wir haben nach Assoziationen zu Trennung, Entzweiung, Aufbruch gesucht - wollten das aber nicht pathetisch aufladen."

Nach der Ingolstadt-Premiere geht es weiter nach Heidelberg ("Woyzeck") und Würz-burg ("Bluthochzeit"), schließlich wird sie in Mainz "Begehren" uraufführen - eine doku-fiktionale Feldforschung über sexuelle Fantasien. Brit Bartko-wiak lacht: "Ich bleibe also dem Thema Liebe indirekt treu."

Premiere ist am Sonntag, 2. Oktober, um 20 Uhr im Kleinen Haus. Kartentelefon (08 41) 305 47 200.