Ingolstadt
Die Mätresse des Königs

Großer Applaus für "Lola Montez" im Altstadttheater Ingolstadt

12.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr

Egomanische Hochstaplerin oder moderne Frauenrechtlerin? Katrin Wunderlich zeigt eine facettenreiche Lola Montez. Die Premiere von Falco Blomes Stück wurde mit großem Beifall bedacht. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) "Ich bin Elizabeth Gilbert." "Ich bin Lola Montez." "Ich bin der König." Immer spricht dieselbe Frau. Wer also ist sie wirklich? Falco Blome spürt in seinem neuen Stück für das Ingolstädter Altstadttheater dieser Frau nach, die Ludwig I. den Kopf verdrehte, sich in seine Politik einmischte und die Münchner so provozierte, dass er schließlich abdanken musste. Einer Frau, die in Irland geboren wurde, in Indien aufwuchs, sich als Spanierin ausgab, durch Europa tingelte, Affären auslebte und immer wieder Grenzen überschritt. Einer Frau, die sich stets selbst neu erfand - eine Meisterin des Rollenwechsels, die das Leben als Bühne begriff. "Ein pikantes Solo" hat Falco Blome sein Stück über Lola Montez im Untertitel genannt. Bei der Premiere am Samstagabend gab es viel Applaus - und Bravorufe für Katrin Wunderlich in der Titelrolle.

Im Zentrum der Bühne: der Königsthron als Symbol der Macht vor samtrotem Vorhang. Rechts daneben: eine Chaiselongue, dazu ein goldgerahmter Spiegel. Hier räkelt sich Lola Montez und zitiert lachend aus der Urkunde, die sie zur Gräfin Landsfeld erhebt. Die Bühne wird durch ein kleines Podest in den Zuschauerraum erweitert. Hier wird getanzt, gestorben, aufgetrumpft, gebettelt.

Dabei lässt Regisseur Falco Blome sein Stück eine Etage höher unter den Dachbalken wie ein Traumspiel beginnen. "Siúil a Rún", singt Katrin Wunderlich. Ein altes, irisches Volkslied. Und zunächst ist es Elizabeth, die spricht. Elizabeth, die in Irland geboren wurde. Doch mit den ersten Erinnerungen ändert sich der Tonfall, der Charakter, eine neue Figur entsteht. Eine, die sich Maria de los Dolores Porrys y Montez nennt und in Sevilla zur Welt kam. Die sich nach Freiheit sehnt. Und sie im Tanzen lebt. Im Reisen. In immer neuen Liaisons. Dann wird der Journalist Alexandre Dujarrier, vielleicht Lolas einzige wahre Liebe, in Paris bei einem Duell getötet, und etwas zerbricht in ihr. Kurze Zeit später kommt sie nach München und bittet um Audienz beim König.

Man schreibt das Jahr 1846. In Irland herrscht eine große Hungersnot, während Lola Montez ein Palais in der Münchner Barerstraße bezieht. Der sonst so sparsame Ludwig I. zeigt sich großzügig gegenüber der Tänzerin, die vom Publikum wegen ihrer "wahrhaft känguruhartigen Sprünge" verlacht, vom Volk wegen der skandalösen Auftritte und ungenierten politischen Einflussnahme bald gehasst wird. Bis sie zwei Jahre später aus der Stadt verjagt wird.

Katrin Wunderlich spielt sich mit Verve durch diese emotionale Achterbahnfahrt. Ist Abenteurerin, Femme Fatale, Beauty-Beraterin, Selbstdarstellerin und zugleich Vorkämpferin für die Selbstbestimmung der Frau. Ist laut und lärmend, exzentrisch und schamlos, subtil und durchtrieben, machthungrig und manipulativ, komisch und ironisch. Liebt das Spiel mit Sein und Schein. Singt mit Hingabe: "Whatever Lola Wants." Schlüpft zudem in die Rolle des alternden Monarchen. Und zeigt hier auch sehr deutlich das Mächteverhältnis zwischen beiden. Es ist ein Kraftakt - und Katrin Wunderlich bewältigt ihn hervorragend. Die originalen Texte, das Setting, die Reduktion: Auch wenn naturgemäß in diesen 80 Minuten vieles an der Oberfläche bleibt - statt der Schönheits-Tipps wäre ein Blick auf die politische Gemengelage vielleicht spannender gewesen -, so zeigt das Stück doch eine schillernde Figur der bayerischen Geschichte und eine furiose Frau.

Weitere Termine: 16., 17. und 23. März, 1. April, jeweils 20.30 Uhr. Karten gibt es in allen DK-Geschäftsstellen.