Ingolstadt
Der gute alte, wilde Blues

Auftritt mit Schubkraft: Sugar Ray & The Bluetones begeistern in der Neuen Welt als Band mit zwei musikalischen Chefs

01.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Duell der Meister: Sugar Ray Norcia (rechts) und Monster Mike Welch lassen Harp und Gitarre gegeneinander an- und füreinander eintreten. Sehr zur Freude des Publikums - Foto: Löser

Ingolstadt (DK) Die Art von Blues, die der Mundharmonika-Spezialist Sugar Ray Norcia und seine Band The Bluetones an diesem Bluesfest-Abend in der ausverkauften Neuen Welt spielen, mag so außergewöhnlich auf den ersten Blick gar nicht sein. Die Formation steht fest in der Tradition des altehrwürdigen Chicago Blues’, der Frontmann ganz persönlich zudem in der der legendären Band Roomful Of Blues, der er lange Zeit angehörte.

Ja, im Grunde machen die fünf Herren sogar ein klein wenig altmodische Musik, an der neuere Entwicklungen vorübergegangen sind, von irgendeiner Art von Crossover ganz zu schweigen.

Wenn das somit Erwartbare aber derart grandios dargeboten wird wie in diesem Fall, eine Band also zwar keine großen Überraschungen bietet, aber trotzdem einen Saal wie den der Neuen Welt zum Kochen bringt, dann muss sie freilich über Qualitäten besonderer Art verfügen. Und genau das tut sie.

Da ist zum einen diese enorme Schubkraft, die Ohrenzeugen vom ersten Ton an quasi an die Wand drückt, hinzu kommen Mr. Norcias stellenweise an ein Nebelhorn erinnernder Sound und die ungeheure Dynamik, mit der die Band bei flotten Nummern wie „Rap Trap“ oder „I’m Having A Ball“ nach vorne prescht. Um sich andererseits wunderschön entspannt zurückfallen zu lassen, wovon das überragende „Mysery“ oder das herrlich verschleppte „Mean Mistreater“ Zeugnis ablegen.

Das größte Pfund dieses Quintetts allerdings ist ein an diesem Abend fantastisch aufspielender Monster Mike Welch an der Gitarre. Er war ja vor Jahren schon mal zusammen mit der Darrell Nulisch Band beim Bluesfest zu Gast. Damals war er sehr gut, diesmal ist er sensationell. Wenn er zu einem Solo ansetzt, verspürt man Gänsehaut. Immer wieder duelliert er sich mit Norcias Harmonica, wobei es den beiden aber nie um Konkurrenz geht, sondern um das gegenseitige Anbieten einer Plattform, auf der sich der Partner austoben kann, bevor sich beide erschöpft wieder in die Arme fallen. Ja, diese Band hat im Grunde zwei Chefs, und Norcia ist es hoch anzurechnen, dass er seinem Gitarristen derart viel Raum lässt. Und zwar zum höchsten Vergnügen eines sichtlich beeindruckten Publikums, das beiden immer wieder ganz zu Recht Szenenapplaus spendet.

Dass die Band, zu der auch noch der versierte Pianist Anthony Geraci sowie Mudcat Ward am Bass und Neil Gouvin am Schlagzeug gehören, im Laufe ihres Bestehens bereits mit etlichen Preisen bedacht wurde, verwundert nicht. Auch für dieses Konzert im Rahmen des Ingolstädter Bluesfests hätte sie einen verdient.