Ingolstadt
Der Mond, ein Mysterium

"Jazz und Literatur" mit Benedikt Streicher und Peter Greif

15.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Ingolstadt (DK) Es erinnert an ein Jazzcafé in New York, das Foyer des Stadttheaters, mit seinen runden Tischen. Neben der Bühne ein Ensemble mit Benedikt Streicher (Piano), Gabriel Streicher (Bass) und Tom Diewock (Schlagzeug). Es entführt seine Zuhörer am Sonntagvormittag akustisch auf einen nächtlichen Spaziergang auf romantischen Straßen, ausgeleuchtet vom schwachen Schein des Mondlichts. Denn die Reihe "Jazz und Literatur N°20" mit dem Sujet "Luna - Der Mond. Texte und Musik zu unserem treuen Begleiter" feierte in dieser Saison Premiere.

Nachdem zunächst unsicher war, ob das Format in die neue Spielzeit erneut mit aufgenommen werden sollte, fand die Autorenlesung mit musikalischer Untermalung großen Anklang. Der Schauspieler Peter Greif liest das Erlesenste an Kurzgeschichten und Gedichten, die inhaltlich allesamt den Mond umkreisen. Die oft lehrreiche Literatur ist gespickt mit Witz. Ob aus Afrika und China oder aus dem 18. Jahrhundert, minutenlange Ausführungen oder minutiöse Gedichte - von Wilhelm Busch bis Christian Morgenstern - Peter Greif liest alles.

Oft bewundert wird der Koloss für seinen märchenhaften Schein, mit dem er das Dunkel der Nacht bekämpft. Als praktische Lampe wie bei den Gebrüdern Grimm oder als goldene Kugel im estnischen Märchen "Die Färber des Mondes". Oder eine romantische Beziehung zur Sonne: als Ehepaar, warum sie ein solches niemals werden können - schließlich läuft die Sonne dem Mond beständig hinterher - oder warum sie sich schlussendlich sogar scheiden lassen müssen. Unabhängig von der Erzählung nimmt der Mond bedächtig und schwerfällig stets die nachdenklichere Rolle neben der aufbrausenden und hitzigen Sonne ein. Ergänzend dazu Melodien der Einsamkeit, die versöhnlich wieder Hoffnung schöpfen lassen vonseiten der Jazzkünstler.

Es sind die Naturphänomene, die uns nächtlich begleiten: ein aufgehender und ein untergehender oder ein abnehmender und ein zunehmender Mond. Herrlicher könnten diese nicht literarisch verpackt sein. Obwohl im Ruhestand, kann es Erzähler Peter Greif nicht lassen: Lebendig und mit starker oder krächzender Stimme interpretiert er die Märchen ganz aufregend, durch Tempowechsel und wilde Armbewegungen. Während er andächtig zum Ende eines Gedichts kommt, hört man aus dem Publikum auch mal ein anerkennend geflüstertes "Schön".

Bei den Musikern dürfen es auch einmal mitreißende Rhythmen im Stil von Latin-Jazz sein und moderne Töne hervorgebracht werden. Melodien, die zum Abschweifen auf die Umlaufbahn des erdnahen Himmelskörpers einladen.

Mit Matthias Claudius' "Abendlied" endet der literarische Genuss mit einem wieder mehr besinnlichen und geheimnisvollen Bild des Mondes. Mit der wohligen Stimme von Peter Greif und den die Ohren verwöhnenden Klängen des Jazzensembles könnte jeder Sonntag so gemütlich beginnen. Denn dann denkt noch niemand an den Mon(d)tag.

Die nächste Vorstellung von "Jazz und Literatur" findet am 4. März statt. Mit Texten des Briten Michael Frayn ("Der nackte Wahnsinn").