Ingolstadt
Der Mann mit der Tasche

Als 1989 Szenen für einen "Tatort" mit Schimanski bei Ingolstadt gedreht wurden, kam auch ein DK-Redakteur zu einer Statistenrolle

14.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:04 Uhr

Wie oft er über die Straße gelaufen ist, weiß Ottmar Engasser nicht mehr. Der damalige Lokalchef des DONAUKURIER war mit seiner Aktentasche bei den Dreharbeiten für den „Tatort“ Teil einer Szene. Links beobachtet Götz George die Szene - Foto: Wolf

Ingolstadt (DK) Heute ist es nichts Besonderes mehr, wenn irgendwo ein Krimi gedreht wird. Ob Rosenheim-Cops oder Garmisch-Cops, ob im Allgäu oder in Franken – „das Böse ist immer und überall“, wie die „Erste Allgemeine Verunsicherung“ getextet hat.

Vor 25 Jahren war die Zahl der Krimis nicht so inflationär wie heutzutage. Wenn damals (fast scheint es wie in grauer Vorzeit) ein Krimi gedreht wurde, dann war das einer Lokalredaktion eine ausgewachsene Geschichte wert. Noch dazu, wenn es sich nicht um irgendeinen Feld-, Wald- oder Wiesenkrimi, sondern um den Leuchtturm aller Krimis – den „Tatort“ – gehandelt hat. Und nicht um irgendeinen „Tatort“, sondern um den Tatort der Tatorte: Schimanski.

Schimanski, Götz George höchstpersönlich, samt seinem Kollegen Thanner, Eberhard Feik! Die Produktionsfirma war so freundlich, uns – der Lokalredaktion Ingolstadt – den Drehtermin in Ebenhausen (Landkreis Pfaffenhofen) mitzuteilen. Wir dürften auch fotografieren und mit den Schauspielern sprechen, hieß es ganz gnädig. Nichts wie hin, am 26. Mai 1989, und als Lokalchef hatte ich das Privileg zu schicken, wen ich wollte. Also mich selber. Was ich nicht ahnen konnte, war, dass ich die Chance meines Lebens bekommen sollte. Ich war gerade angekommen an der Sondermüllanlage, die als Kulisse diente, da packt mich die Regieassistentin am Arm und sagt: „Sie könnte ich gerade gebrauchen.“ Schiebt mich hinters Pförtnerhäuschen und erklärt: „Der Thanner kommt mit seinem Saab angebraust, steigt aus, dann kommt noch ein Bub, und dann gehen Sie in aller Ruhe über die Straße.“ Die erste Aufnahme geht gleich mal daneben, dann nehme ich noch eine Aktentasche unter den Arm und gehe los, gehe los, gehe los. Wie oft, weiß ich nicht mehr.

Trotz meiner unverhofften Statistenrolle blieb mir Zeit, mit Eberhard Feik und dem Produktionsleiter zu sprechen. Nur aus Götz George brachte ich kein Wort heraus, er zeigte mir die kalte Schulter. Ebenhausen war übrigens aus Kostengründen als Drehort gewählt worden. Die Produktionsfirma wollte möglichst viele Szenen in und um München drehen. Gesucht worden war eine Chemiefirma als Kulisse, und so war die Wahl auf Ebenhausen gefallen.

Mein kurzer Auftritt in „Medizinmänner“ wurde nicht herausgeschnitten, sondern später auch tatsächlich gesendet. Eine Karriere als Schauspieler blieb mir trotzdem versagt. Wahrscheinlich hatte ich den Regisseur mit meiner Rolle nicht überzeugt.