Ingolstadt
Debüt mit 74 Jahren

Der Ingolstädter Dietrich Goldberg hat seinen ersten Roman veröffentlicht

28.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:05 Uhr

Acht Jahre lang arbeitete Dietrich Goldberg am Roman „Mondora“. Jetzt hat er ihn im Selbstverlag herausgebracht. - Foto: privat

Ingolstadt (DK) Seit Jahrzehnten hat er auf diesen Moment gewartet. Jetzt ist er war geworden – der Traum, den Dietrich Goldberg schon lange gehegt hat: Er hat seinen ersten Roman „Mondora“ veröffentlicht – und das im Alter von 74 Jahren. Stolz blättert er durch die Seiten und atmet den Duft des frisch gedruckten Buches ein. „Es gab einige Momente, in denen ich am liebsten alles hingeworfen hätte“, erinnert sich Goldberg. „Nicht während des Schreibens, sondern vor der Veröffentlichung.“ Denn der Rentner fand keinen Verlag. „Ich hatte immer den Eindruck, es scheitert an meinem vorgerückten Alter“, erklärt er die Absagen. Seine Vermutung: „Die Verlage suchen junge Autoren, die sie betreuen und mit denen sie Geld verdienen können. Bei jemandem wie mir halten sie das für eine einmalige Veröffentlichung. Was soll ich denn noch groß schreiben“ Doch Goldberg ließ sich nicht entmutigen. Er beschloss, das Buch im Selbstverlag herauszugeben. „Ich war überzeugt, dass mein Buch Wirkung haben kann, wenn es in die Öffentlichkeit kommt.“

Denn in seinen Augen ist „Mondora“ nicht nur ein einfacher Roman, sondern eine Parabel, die zum Nachdenken anregen soll: „Ich wollte den Ursprung von Aggression und Intoleranz gegenüber Andersdenken ergründen“, erklärt Goldberg. Vor allem der Protagonist des Romans, Benjamin Lhost, ist sehr philosophisch und hinterfragt die Dinge – genauso, wie Goldberg selbst: „In Benjamins Denkweise steckt sehr viel von mir. Er ist wie ein Sohn für mich geworden“, sagt er. Aber auch seinen realen Kindern hat der Autor mit der Geschichte ein Andenken gesetzt „Ich hatte zwei Söhne. Der eine ist leider bei einem Verkehrsunfall gestorben. Er war ein leidenschaftlicher Bergsteiger. Der andere lebt mittlerweile in Zuchering und fährt für sein Leben gerne Roller. Ihre Hobbys und ihre Lebensweisen spiegeln sich in dem Buch wider“, erzählt Goldberg. „Und von meiner erstgeborenen Tochter hat Benjamin seine Willensstärke.“ Die zweite, künstlerisch begabte Tochter des Autors kommt zwar nicht in „Mondora“ vor, dafür hat sie das Titelbild des Buches gestaltet. Überhaupt ist der Roman fast so etwas wie ein Familienprojekt. Bei der Veröffentlichung stand dem Autor sein Schwiegersohn zur Seite, und als Lektorin und wichtigste Kritikerin agierte Goldbergs Frau: Ihr las er jedes seiner Kapitel vor, sobald es fertig war. „Sie hat mich immer wieder gezügelt. Das hat mir sehr geholfen“, resümiert der 74-Jährige. Sie hatte auch Verständnis für die extremen Schreibphasen ihres Mannes – denn er zog sich oft tagelang zum Schreiben zurück. „Das Schreiben an sich fällt mir nicht schwer, ich habe schon viel in meinem Leben verfasst“, meint Goldberg, der früher als leitender Redakteur beim Bayerischen Rundfunk tätig war.

Für „Mondora“ brauchte der Autor insgesamt acht Jahre. Von einer Schaffenspause will der Rentner aber nichts wissen. „Das Thema ist für mich noch nicht abgehakt“, verkündet er, „als Nächstes möchte ich eine Sammlung von Erzählungen herausgeben“. Diese sollen in der Kaiserzeit spielen und basieren auf Geschichten, die der 74-Jährige früher von seinem Vater erzählt bekam. Die etwa 20 Erzählungen will Goldberg erneut im Eigenverlag herausgeben: „Ich bin ja jetzt schon erfahren damit, dann geht das sicher diesmal auch schneller.“