Ingolstadt
Das Spektrum der zarten Farben

In der Ingolstädter Galerie Mariette Haas zeigen zehn Künstler von Ben Muthofer bis Ottmar Hörl "Pastell"-Arbeiten

24.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Scheint in der Luft zu schweben: Wolfram Ullrichs türkises Relief. - Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Ein faszinierendes Spiel mit Licht und Farben erwartet Besucher der Galerie Mariette Haas - was der Titel "Pastell" der neuen Ausstellung nicht unbedingt erwarten lässt. Zehn Künstler, teils Stammaussteller bei Haas, teils neue Künstler, die erstmals in der Ingolstädter Galerie nahe der Asamkirche ausstellen.

Einige der insgesamt 23 Exponate wurden eigens für die Ausstellung angefertigt, andere sind 15 oder beinahe 30 Jahre alt.

So Ben Muthofers Siebdruck-Lackschnitt, der Anlass zur Ausstellung war. Pastell ist nicht gerade die Farbpalette der Wahl für Konkrete Künstler. Umso mehr fiel Galeristin Lena Klein der Lackschnitt in Muthofers Werkstatt auf - eben weil er so anders war, eine so "entzückend leise, zarte Variation", etwas, das "einem nur so zuflüstert". Tatsächlich haben die zartrosa und hellblauen schmal-langgezogenen Dreiecke, die im Zickzackkurs auf dem 70 mal 70 Zentimeter großen Werk angeordnet sind, etwas Beruhigendes an sich. Was sich keineswegs von Ottmar Hörls "Pastell", dem großformatigsten Werk der Ausstellung, sagen lässt. Kräftig rote Quadertupfen dominieren in einem Meer aus weißen und gelben Quadern, von denen sie zwar teils überlagert, aber nicht überdeckt werden - eher eine Annäherung an ein Werk in Pastell. Im gleichen Raum zeigt Thomas Deyle "Scarabaeus No 7" und "Scarabaeus No 1". Die Quadrate mit Farbverläufen in schmutzigen Grün-Braun erwecken den Eindruck changierender Wolken, lassen sich weder vom menschlichen Auge noch von der Kamera fokussieren. Wer es versucht, muss sich unwillkürlich nach einer Weile abwenden - oder er erträgt das Gefühl, in eine Art Nebel hineingezogen zu werden. Optische Täuschungen ermöglichen auch die Exponate von Wolfram Ullrich. Der Stuttgarter Künstler arbeitet mit Acryl auf Stahl. Sein türkisfarbenes, dreiteiliges Relief "ARY" beherrscht den großen Ausstellungsraum, es schwebt, nein fliegt auf den Betrachter zu oder entflieht ihm, je nach Perspektive. Was damit zusammenhängen dürfte, dass Ullrich bei seinen Reliefs mit Fluchtpunkten arbeitet, auf die alle Linien hinführen.

An Origami erinnern Ben Muthofers Unikate namens "Lichtreflexion", die im Vorraum zwar wenig Licht abbekommen, es trotzdem aber schaffen, aus der Tiefe der Falte heraus Farbe in die weiße Umgebung abzustrahlen.

Verblüffende Farbeffekte sind Neringa Vasiliauskaites Glasobjekten zu eigen. Das beschichtete Glas wirkt durchsichtig und farblos, wenn der Betrachter direkt darauf schaut. Im Anschnitt der Glasplatte zeigen sich dagegen durchaus kräftige Farben, teils sogar schrille Neonfarben. Je nach Blickwinkel strahlen sie an die Wand aus und werfen hier farbige Schatten. Einen pinkfarbenen Schatten wirft die Ellipse von Michael Post an die Wand, von der sich das auf der Vorderseite weiße Fiberglas abhebt. Einen ähnlichen Bogen beschreibt Gisela Hoffmanns fluoreszierendes Plexiglas. Von dem quadratischen Exponat hebt sich die oberste Schicht in den Raum hinein, wie das Eselsohr eines Buches. Der "Colormirror Korea" schräg gegenüber wirkt, wie der Name schon verrät, wie ein farbiger Spiegel, zudem leuchtete das Acrylglas nach.

Mit Ecken und Kanten arbeitet Edgar Diehl. Seine Werke aus Acryl auf gefaltetem Aluminium spielen mit Farbtäuschungen. Ein und derselbe Farbstreifen wirkt je nachdem, an welche andere Farbe er angrenzt, heller oder dunkler. Eine 16er-Serie an zarten Pastellfarben trägt müller-emil zur Ausstellung bei. In Acryl auf mitteldichter Holzfaserplatte gearbeitet, wirkt jede Miniaturplatte für sich genommen unscheinbar, in ihrer Gesamtheit aber imponieren sie nicht zuletzt aufgrund der äußerst geringen Farbunterschiede, die nur winzige Nuancen ausmachen. Eine facettenreiche Ausstellung mit Exponaten, die zum Spielen und Ausprobieren anregen.

 

Galerie Mariette Haas, Ingolstadt, bis 18. Juni, geöffnet Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, am Samstag von 11 bis 15 Uhr, sowie nach Vereinbarung.