Ingolstadt
"Von der Tusse zum Mensch"

Veronica Ferres präsentiert "Unter deutschen Betten" im Cinestar

08.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr

Lächeln für die Fans: Geduldig erfüllte Veronica Ferres in Ingolstadt die Wünsche der kleinen und großen Fans nach Selfies. - Foto: Gülich

Ingolstadt (DK) Veronica Ferres kam in schlichter schwarzer Hose und mit weißen Sneakern und Bluse zur Vorstellung des Kinofilms "Unter deutschen Betten" ins Cinestar und hatte viel Zeit für Journalisten und Fans - und das, obwohl sie nachmittags noch zu einem Dreh mit Dieter Hallervorden nach Kapstadt fliegen wolle, wie sie verriet.

Die Schauspielerin gab sich ohne Starallüren, was bei ihren Ingolstädter Fans sehr gut ankam.

Ja, sie putze durchaus noch selbst, auch wenn sie eine Haushaltshilfe habe, erzählt sie entspannt und lacht. "Ich komme aus einer traditionellen Familie, mein Vater war Kohlen- und Kartoffelhändler, meine Mutter hat die Kartoffeln auf dem Markt verkauft. Ich war das jüngste Kind und noch dazu die einzige Tochter. Damals war es noch so, dass freitags der große Hausputz war, da musste ich mit ran. Das vergisst man nicht." Sauberkeit und Ordnung spielten eine große Rolle in ihrem Leben. "In meinem Kopf ist so viel kreatives Chaos, da brauche ich um mich herum Ordnung und Klarheit", hält sie fest.

Die Rolle der Linda als Zicke und Putzfrau in Jan Fehses Komödie sei ihr ein Vergnügen gewesen. "Alles, was Leute je über mich gesagt haben, habe ich in den Film reingepackt: fünf Kilo zu viel auf den Rippen, 20 Jahre zu alt und die Botox-Box zum Selberspritzen als Weihnachtsgeschenk", berichtet die 52-Jährige. Interessant sei ja auch das Thema Putzfrau an sich. "Die verfügen über ein unheimliches Geheimwissen. Wie viele Rotweinflaschen liegen da hinterm Sofa, welche Medikamentenpackungen im Müll - welches Bett ist zerwühlt, obwohl es das eigentlich gar nicht sein dürfte ..."

Als Ferres im oberen Foyer des Cinestar beginnt, Autogramme zu geben und geduldig jeden Selfie-Wunsch erfüllt, kippt erst mal die große Plakatwand von "Unter deutschen Betten" halb auf sie - wie im Kino. Ella, Nadja, David und Carla haben sich zu viert die Wartezeit vertrieben und sind nun begeistert, dass sie Filmplakate, Autogrammkarten und Selfies mit nach Hause nehmen können. "Ich kenne Veronica Ferres, weil sie ja die Mutter von Sprotte in ,Die wilden Hühner €˜ ist", berichtet die zehnjährige Nadja. "Und aus Zeitschriften", fügt die elfjährige Ella hinzu. Gemeinsam freuen sie sich auf die Kinovorstellung. Sandra Ehrenthaler und Albert Zähnle aus Gaimersheim sind überzeugte Ferres-Fans. "Sie kann spielen, was sie will, man nimmt ihr alles ab. Diese enorme Bandbreite ist echt bewundernswert, ob jetzt hier als eher primitive Schnulzensängerin, als Bundeskanzlerin in ,Die Staatsaffäre €˜ oder bei ihren ernsteren Sachen", sagt Albert. "Und sie kommt auch sehr sympathisch rüber hier heute Morgen", ergänzt Sandra, während Veronica Ferres beim Autogrammkartensignieren gerade mit ein paar Jungs überlegt, gegen wie viele von ihren Karten sie wohl eine von Mats Hummels eintauschen könnten.

Bevor der Film startet, stellt sie sich vor der Leinwand im Kinosaal noch den Fragen von Cinestar-Chefin Manuela Metzdorf und fasst "Unter deutschen Betten" in einem Satz zusammen: "Es geht um eine Zicke, die von ganz oben kommt und ganz nach unten fällt und dabei von der Tusse zum Mensch wird." Dass der Film dabei kein Klischee auslässt (der ausländische Taxifahrer ist eigentlich Arzt, jedes Utensil der Schlagersängerin ist mit glitzernden Strass-Steinen besetzt, die Reichen und Schönen sind oberflächlich ohne Ende) und geradezu unglaublich vorhersehbar ist, verzeiht ihr an diesem Morgen zumindest das Ingolstädter Publikum.