Ingolstadt
"Uns geht's um Ehrlichkeit"

Mit "Ham kummst" haben Seiler und Speer den absoluten Ohrwurm gelandet Am 25. Mai spielen sie in der Saturn-Arena

10.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:19 Uhr
Seiler und Speer. −Foto: Zonyga

Ingolstadt (DK) Mit dem Hit "Ham kummst" (23 Millionen Klicks auf YouTube) und dem gleichnamigen Album starteten Seiler und Speer kometenhaft in die Charts. Ihr Austropop-Mix aus österreichischem Schmäh, Alltagssatire und Ohrwurm trifft einfach den Geschmacksnerv einer großen Fangemeinde. Zumal die beiden mit ihrer Web-Mockumentary "Horvathslos" längst Kultstatus erreicht haben. Gerade ist ihr zweites Album "und weida" erschienen. Am 25. Mai gastiert das Duo in der Ingolstädter Saturn-Arena. Zuvor stellte sich Christopher Seiler unseren Fragen.

Herr Seiler, "Ham kummst" führte wochenlang die Charts an. Stimmt es, dass das Lied auf einer realen Begebenheit beruht? Sind Sie so von Ihrer Freundin verlassen worden? Haben Sie eine leere Wohnung nach einer durchzechten Nacht vorgefunden?

Christopher Seiler: Nein. Ich weiß auch nicht, wie dieses Gerücht entstanden ist. Das ist nicht meine Geschichte. Aber natürlich kennt man Leute, denen so etwas passiert ist. Daraus ist diese kabarettistische Nummer entstanden.

 

Wie oft haben Sie den Song schon gespielt - und können Sie ihn selbst noch hören?

Seiler: Wir haben nicht mitgezählt. Aber schon ziemlich oft. Deshalb kann ich ihn auf CD auch tatsächlich nicht mehr hören. Live ist das anders. Da funktioniert er immer noch.

 

Sie haben ihn sogar mit Thomas Müller und David Alaba auf der Doublefeier des FC Bayern gesungen. Wie kam das?

Seiler: Eigentlich bin ich ja Fan vom FC Barcelona. Aber die Spieler haben sich das damals gewünscht. Also haben wir mit den Jungs gespielt - und mittlerweile sind wir gut befreundet. David ist ja auch ein Landsmann von mir.  

 

Wie haben Sie und Bernhard Speer sich eigentlich kennengelernt?

Seiler: Ganz unspektakulär. Ich bin ja eigentlich Kabarettist. Bernhard hat eine Nummer von mir im Internet gesehen. Es hat ihm gefallen, und irgendwann haben wir begonnen, gemeinsam satirische Videos zu drehen. Daraus ist Seiler und Speer entstanden. Wir sind zwei konträre Typen. Ich bin vielleicht ein bisschen wilder, aber es ergänzt sich sehr schön.

 

Wie wichtig ist das Internet?

Seiler: Ich sage es mal so: Würde das Internet heute zusammenbrechen, würden wir ziemlich dumm dastehen. So etwas wie YouTube ist einfach eine wichtige Kommunikationsplattform. Auch wenn ich es gern anders hätte. Weil man dann nicht so abhängig wäre.

 

Warum haben Sie sich eigentlich für den Namen Seiler und Speer entschieden - muss ein Bandname nicht cool sein?

Seiler: Uns sind Aussagekraft, Ehrlichkeit und Message der Lieder wichtig. Um alles andere haben wir uns eigentlich keine Gedanken gemacht.

 

Sie sind Schauspieler. Gab es jemals einen alternativen Berufswunsch?

Seiler: Astronaut. Ich wollte immer die Welt von außen sehen ( lacht). Aber das war nicht wirklich ernst zu nehmen. Im Grunde hatte ich nie einen Berufswunsch - auch nicht Kabarettist oder Musiker. Für mich zählt im Leben das Schicksal - es bringt, was es bringt.

 

Mit der Serie "Horvathslos" haben Sie mittlerweile Kultstatus erreicht. Wie denkt man sich so eine Figur wie den langzeitarbeitslosen Alkoholiker Anton Horvath aus, der wirklich sämtliche Vorurteile über das österreichische Proletariat erfüllt? Gab's da eine reale Begegnung?

Seiler: Die Figur ist durch Beobachtung entstanden und besteht aus verschiedenen Charakteren. Anton Horvath ist die geballte Ladung an Mensch. Die erste Staffel war noch sehr improvisiert, danach haben wir uns strenger an unser Drehbuch gehalten. Mittlerweile gibt es ja drei Staffeln auf DVD. Und in der dritten Staffel hat Horvath Arbeit als Hausmeister und eine neue Bleibe gefunden und erlebt allerhand Abenteuer mit seinen Mitbewohnern.

 

Gerade ist das neue Album "und weida" erschienen. Was ist anders als beim ersten?

Seiler: Die Farbe des Covers.

 

Es heißt ja, das zweite Album ist am schwierigsten. War's so?

Seiler: Nein. Das zweite Album spiegelt das, was wir in den letzten zwei Jahren erlebt haben. Wir sind als Menschen und Künstler gereift. Ich habe mich zum Beispiel viel mit Buddhismus beschäftigt. Und bin seit ein paar Wochen Vegetarier. Wir haben uns auch keinen Druck machen lassen. Schließlich sind wir keine Popkünstler, die von einem großen Label vermarktet werden. Uns geht's schon um Ehrlichkeit.

 

Gibt es neue Pläne?

Seiler: Immer. Ich schreibe gerade ein neues Kabarettprogramm. Und: Wir planen eine neue Comedy-Serie - diesmal tatsächlich fürs Fernsehen. Aber wovon sie handelt und wann sie ausgestrahlt wird, weiß ich noch nicht. Das ist ja das Schöne an Kunst: Man weiß nie, was passiert.

 

Die Fragen stellte Anja Witzke.

 

Seiler und Speer gastieren am Donnerstag, 25. Mai, um 20 Uhr in der Ingolstädter Saturn-Arena. Im Vorprogramm tritt die österreichische Pop-Rock-Band Freiraum5 auf.