Ingolstadt
Ein Glücksfall fürs Kabarett

Ständiger Wechsel zwischen Realität und Satire: Josef Hader gastiert im Ingolstädter Theaterfestsaal

26.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr

Führt das Publikum aufs Glatteis: Josef Hader begeistert das Publikum im Festsaal des Stadttheaters Ingolstadt. - Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Mit "Die wilde Maus" begeistert er derzeit das Kinopublikum, mit "Die Notlüge" war er kürzlich zur besten Sendezeit in der ARD und jetzt steht er bei den Kabaretttagen auf der Bühne und präsentiert sein Solo "Hader spielt Hader". Es scheint derzeit schier unmöglich, diesem Josef Hader aus dem Weg zu gehen.

Täte man es, versäumte man nicht nur einen Querschnitt durch dessen letzte Programme mit einigen seiner legendären Paradenummern, sondern auch Josef Hader selbst, der vom ersten Augenblick an auch ein größeres Auditorium wie das im Theaterfestsaal komplett in seinen Bann zieht.


"Hader spielt Hader", ja, aber auch: Hader spielt für das und vor allem mit dem Publikum, mit dessen Erwartungen, führt es aufs Glatteis und hinters Licht, entführt es weit hinaus ins hader'sche Universum, sorgt aber auch dafür, dass es anschließend bei der Landung ziemlich hart aufschlägt. Keiner beherrscht den ständigen Wechsel zwischen Realität und Satire dermaßen gekonnt wie er, keiner pendelt so hinterhältig wie permanent zwischen beiden Welten, sodass man sich schon arg zusammenreißen muss, um mitzukriegen, wann er etwas ernst meint und wann er nur so tut als ob. Hader kann bitterböse sein, auch wenn er lacht, ist Moralist, auch wenn er politisch Unkorrektes vom Stapel lässt. Kaum einer versteht es so überaus geschickt, dem Publikum auf dermaßen subtile und hinterhältige, ja, manchmal fast unmerkliche Art Botschaften unterzujubeln.

Seine Einlassungen zu Humanismus, Demokratie und Philosophie, seine Sichtweise auf Gutmenschen und Bildungsbürgertum, seine Spielereien mit unser aller Vorurteilen - das alles kann durchaus verunsichern. Kann man Sätze wie "Kinder sind nicht zu verantworten, weil die so viel CO² produzieren wie ein Auto." Oder: "Ich plädiere für eine Benefizgala für zuckerkranke Kurden" bedingungslos beklatschen oder eher nicht? "Das muss mal gesagt werden". "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen". "Das kann man so nicht sagen". Und schließlich: "Das ist absolutes No Go", selbst für einen Kabarettisten" - Man ertappt sich selbst dabei, wie man sich um eine finale Stellungnahme herumdrückt.

Ja, Hader hat uns ganz geschickt an den Haken genommen, auch mit Kalauern und Witzen, auch mit lustigen Sprüchen und Sprachverdrehern, die bei einem rundum kompletten Kabarettabend ganz einfach mit dazugehören, auch mit so hinreißenden Nummern wie der über Erdbeerjoghurt oder der über durch Kühlketten ersetzte Naturkreisläufe, vor allem aber mit dem eigentlich Gemeinten, dem so überaus geschickt Verpackten, summa summarum mit der Welt des Josef Hader.

Hier macht sich einer wirklich Gedanken. Auf unnachahmliche Weise. Und er lässt uns daran teilhaben. Was für ein Glücksfall fürs Publikum und fürs Kabarett!