Ingolstadt
Chormusik mit 3D-Effekt

Eva-Maria Atzerodt dirigiert ihr erstes Konzert mit dem Motettenchor

09.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:19 Uhr

Ein Debüt: Eva-Maria Atzerodt dirigiert den Ingolstädter Motettenchor in der Moritzkirche - Foto: Schaffer

Ingolstadt (DK) Frühzeitiges Erscheinen! Das wäre das Gebot der Stunde beim Konzert des Ingolstädter Mottetenchors in der Moritzkirche gewesen. Dann hätte man bei der Wahl einer der wenigen Plätze, die noch frei waren, etwas bedachter sein sollen und hätte keinen der etwa 1,50 Meter breiten Säulen vor der Nase gehabt.

Aber vielleicht hatte es auch sein Gutes, sich einmal nur auf die Musik ohne visuelle Einflüsse zu konzentrieren. Zwar blieb einem dann Eva-Maria Atzerodts Dirigat verborgen, das sie zum ersten Mal bei einem Konzert des Mottetenchors einsetzte, den sie kürzlich von Felix Glombitza übernommen hatte. Aber die engagierte Musikerin ist in Ingolstadt keine Unbekannte, da sie zahlreiche erfolgreiche Chöre wie den Jugendkammerchor leitet, und so war es auch in der Moritzkirche unüberhörbar, dass Eva-Maria Atzerodt ihr Handwerk in ihrer resoluten und souveränen Weise auch beim Motettenchor erfolgreich ausübte.

Wie bei Eva-Maria Atzerodt üblich, war das Programm in Blöcke eingeteilt. Es begann, etwas unüblich, weil nicht ganz chronologisch, mit hochromantischer Musik. Von Josef Rheinberger (1839–1901), der dem Ingolstädter Publikum durch sein „Abendlied“ nicht unbekannt ist, sang der Motettenchor drei Stücke. Aufgeteilt in drei kleinere Kammerchorgruppen. Eine Sopran-Tenorgruppe intonierte „Ad te levavi“, eine Gruppe, die weiter hinten im Altarraum stand und von der Bassstimme dominiert wurde, sang „Deus te convertens“ und am Ende des musikalischen Triptychons erklang von der letzten Gruppe ein „Ave Maria“. Dieser Effekt war sehr wirkungsvoll, um verschiedene Eindrücke des Chores zu bekommen. In „Es kommt ein Schiff geladen“ von Max Reger (1873–1916), ein sehr geradlinig homofones Stück, zeigte der Chor reine Intonation und Harmonie. Beim Antiphon „Tota pulchra es“ von Anton Bruckner (1824–1896) sang Pater Samuel Geng den Ruf und der Chor die immer wiederkehrende Antwort. Das Tenorsolo war dabei etwas zu reich an Vibrato.

Der zweite Block war dem Frühbarock mit Werken von Johannes Eccard (1553–1611) und Hans Leo Hassler (1564–1612) gewidmet, wobei dessen „Dixit Maria“ die polyfonen Künste des Chores bewiesen. Etwas aus der Reihe fiel in diesem Block ein weiteres Stück von Anton Bruckner. „Virga Jesse floruit“ zeigte den wahren, gottesfürchtigen und symphonischen Bruckner. Der letzte Block war der modernen, sakralen Vokalmusik gewidmet. Besonders „Es ist ein Ros entsprungen“ in einem Arrangement des 1954 geborenen Jan Sandström entwickelte sich zum Höhenpunkt des Konzerts. Der Chor bildete einen summenden Klangteppich. Darauf schwebte, intoniert durch eine kleinere Gruppe, ganz langsam das eigentliche Lied. Dabei dominierten – gewollt – die Unterstimmen und überdeckten fast gänzlich die Hauptstimme mit dem Thema. Sehr interessant.

Zwischen den Blöcken spielte das Blockflötenquartett „Koamodo“ Werke aus Renaissance und Barock von den Komponisten Josquin Desprez (1440–1513), Giuseppe Torelli (1658–1709), Thomas Chilcott (1700–1766) und Valentin Rathgeber (1682–1750). Die Ensembledamen Cosima Hensel-Grosch, Brigitte Kothmeier, Liane Koser und Gisa Meier musizierten auf verschiedenen Modellen der Instrumentengattung wie Bass- und Tenorflöten. Solch ungewöhnliche Instrumente sieht man nicht alle Tage. Eine reizvolle Ergänzung des Chorkonzertes.