Ingolstadt
"Die stilistische Öffnung hat uns gutgetan"

75 Prozent Auslastung beim Ingolstädter Bluesfest 2017 Planungen für 2018 laufen

01.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Blues made in Ingolstadt: San2 hat auch international Karriere gemacht. - Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Beinahe hätte ja das 28. Ingolstädter Bluesfest gar nicht stattgefunden. Vor ziemlich genau einem Jahr stand es gar nicht gut um die Zukunft des größten Festivals seiner Art in Deutschland. Nun aber fällt der Rückblick auf die dreimonatige Veranstaltungsreihe mit ihren 31 Konzerten in der Neuen Welt doch recht positiv aus. "Die Stadt ist dann doch über ihren Schatten gesprungen", sagt Walter Haber, der einst das Festival gegründet hat. "Vor allem Kulturreferent Gabriel Engert hat sich sehr für den Erhalt des Bluesfests eingesetzt", sagt er. "Wir haben zwar immer noch ein finanzielles Loch, aber es konnte wenigstens zur Hälfte durch die neu verhandelten Zuschüsse der Stadt gestopft werden."

Zusammen mit dem Neue- Welt-Betreiber Johannes Langer bastelt Haber nun schon eifrig am Programm für 2018, wobei er die heuer gemachten Erfahrungen gleich mit einfließen lässt. "Die stilistische Öffnung des Festivals war ein wichtiger Schritt und hat uns neben dem etablierten Blues-Publikum viele neue Gäste beschert, darunter auch eine erstaunlich große Anzahl an jüngeren Leuten."

Vermutlich hat die Konzertreihe tatsächlich noch nie derart vielfältige Geschmäcker bedient als in diesem Jahr. Die Kombination von Blues mit allen möglichen anderen Musikformen hat sich also auch in der Zuschauerstruktur und in den Zuschauerzahlen niedergeschlagen - Haber spricht von einer Auslastung von etwa 75 Prozent, was ja in der Summe nicht schlecht ist, obwohl es in der ersten Hälfte des Festivals in der Zeit vor Pfingsten gar nicht so gut lief -, ist aber nicht unbegrenzt ausbaufähig. "Der Blues muss immer die Basis des Ganzen bleiben und im Zentrum stehen", sagt Johannes Langer, und Haber nennt ein Beispiel: "Die Integration von traditionellem Folk mit keltischem Hintergrund ins Festival hat nicht geklappt. Diese beiden Genres liegen dann doch zu weit auseinander. Das machen wir nächstes Jahr nicht mehr".

Auffällig war, dass es heuer kein Hauptkonzert gab. "Termine in der Eventhalle stellen für uns immer das größte finanzielle Risiko dar. Wenn sich kein Künstler dafür anbietet, wollen wir nichts erzwingen", sagt Haber, der aber für das kommende Jahr die Option, in einen größeren Club auszuweichen, nicht grundsätzlich ausschließt. "Wenn's passt, dann machen wir's, wenn nicht, dann nicht." Und so konzentrierte sich heuer alles auf die Neue Welt, was Langer als Chef der Bühne natürlich besonders freut. "Diesmal hat ja der Walter noch das Programm gemacht, aber für 2018 bin ich auch diesbezüglich mit an Bord. Das diesjährige war ja mein erstes Bluesfest, das ich so hautnah miterlebt habe, und ich bin schwer beeindruckt von all der großartigen Musik und all den großartigen Künstlern, die ich heuer hier im Club hatte. Manches hatte ich erwartet, von manchem war ich wirklich überrascht."

Wobei er Willie & The Bandits, Ami Warning, Toby Beard, und The Howlin' Brothers besonders hervorhebt. Die herausragenden Konzerte freilich hätten seiner Meinung nach eindeutig Luke Winslow-King und Big Daddy Wilson gegeben. Dieser Einschätzung schließt sich Walter Haber uneingeschränkt an. Für ihn selber gehörten zudem noch Shawn Holt, Hans Theessink und die Honey Island Swamp Band zu den Abräumern der 28. Ausgabe des Bluesfests. Nicht zu vergessen Guitar Shorty und Delta Moon.

Damit bei den Bluesfans bis zum Festival 2018 keine Entzugserscheinungen auftreten, können sie sich zwischenzeitlich auf ein paar Herbsttermine in der Neuen Welt freuen, zum Beispiel auf Jaimi Faulkner im Oktober sowie Andy Fairweather-Low, Josh Smith, Carlos Del Junco und Tony Spinner (alle mit kompletter Band) im November.