Ingolstadt
Bluestage Ingolstadt sind ein Zuschussgeschäft: Trotzdem ist Veranstalter Haber zufrieden

26. Ingolstädter Bluesfest: Der künstlerische Leiter Walter Haber zieht trotzdem eine positive Bilanz

04.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Josh Smith war für Walter Haber der Star der Festivalrunde 2015 - Foto: Knobloch

Ingolstadt (DK) Er sei zwar nicht hellauf begeistert, aber doch sehr zufrieden mit dem Verlauf des 26. Ingolstädter Bluesfests, das nach 34 Konzerten mit 128 Musikern aus elf Ländern nun Geschichte ist, sagt Organisator Walter Haber. In kaufmännischer Hinsicht, wohlgemerkt, für die künstlerische Komponente gelte das so nicht. Vergleicht man nämlich das diesjährige Bluesfest mit Blick auf die Qualität der Musik, sei es nämlich eines der besten überhaupt gewesen. Kein einziger der engagierten Künstler, keine einzige Band habe enttäuscht, und das sei selten.

Sein absolutes Highlight sei der überragende Josh Smith gewesen, dicht gefolgt von den 44’s, Gal Holiday, Bruce Katz und Chris Smither, nicht zu vergessen die beiden Konzerte von Dilana und der Abend mit Hans Theessink und Terry Evans. Dem kann man nur zustimmen, wobei Qualität nicht unbedingt deckungsgleich mit Publikumszuspruch ist. Bruce Katz, Chris Smither, Jon Regen, Richard Bargel und Patricia Vonne etwa hätten unbedingt ausverkauft sein müssen, waren es aber nicht. „Wir hatten in der Neuen Welt bei insgesamt 2700 Besuchern einen Schnitt von 80 pro Konzert, wobei die Diskrepanz zwischen elfmal ausverkauft und schlecht besucht heuer im Vergleich zu den vergangenen Jahren recht deutlich war. Leider kann man im Vorfeld aber nicht immer absehen, was geht und was nicht geht“, so Haber.

Natürlich war das Bluesfest 2015 auch aus einem anderen Grund ein ganz besonderes. „Na ja, es war mein vorletztes, sagt Haber. Allmählich macht sich schon Wehmut bemerkbar. Wenn weit gereiste Musiker, die gehört haben, dass ich 2016 aufhöre, mich ansprechen und mir bescheinigen, dass die Neue Welt eine der schönsten Spielstätten ihrer Größenordnung weltweit ist, wenn sich – wie geschehen – ein Musiker wie Jeb Rault entschließt, hier seine neue Live-CD aufzunehmen, wenn ich von allen Seiten Bedauern höre, dann bewegt einen das schon. Und natürlich wollen alle wissen, wie’s nachher weitergeht.“ Womit er wieder bei den Finanzen ist. Haber macht eine ganz eindeutige Rechnung auf. „Das Bluesfest 2015 hat mich 80 000 Euro gekostet. Nachdem ich für jedes Konzert durchschnittlich 2500 Euro ausgeben muss, pro Konzert im Schnitt aber nur 20 Euro pro Besucher Eintritt nehme, kann sich jeder denken, dass ich diese Summe bei 34 Auftritten nie und nimmer einspielen kann. Ein Festival wie dieses bleibt also immer ein Zuschussgeschäft. Das liegt nicht mal an den Künstlergagen. Die machen in der Regel nur die Hälfte der Unkosten aus. Die andere Hälfte setzt sich zusammen aus Hotel-, Werbungs- und Druckkosten für Plakate, Programmhefte und Eintrittskarten.“

Auch wenn Haber für 2016 das letzte Bluesfest unter eigener Regie plant, hegt er doch die Hoffnung, dass das Festival – übrigens mit weitem Abstand das umfangreichste seiner Art in Deutschland – nach ihm in irgendeiner Form weiterexistiert. „Ob das Festival überlebt, wird sich an der Frage entscheiden, inwieweit es gelingt, den nicht mit Konzerten einspielbaren Differenzbetrag aufzubringen, um es so auf eine gesunde finanzielle Basis zu stellen, mit der der neue Veranstalter, so sich einer findet, solide arbeiten kann.“ Es geht dabei um rund 50 000 Euro im Jahr und einen Nachfolger, der die von Haber weltweit aufgebauten Kontakte nutzen kann. Dieses Problem müsste zu lösen sein.

Sicherlich, die Weichen für die Zukunft werden jetzt gestellt, aber trotzdem findet vor dem letzten Akkord ja erst noch das Bluesfest 2016 statt. „Ein paar Eckdaten stehen schon,“ sagt Haber. „Es wird endlich die komplette Rockshow von Dilana geben und Jochen Malms-heimers ,A Story Of Blues’ mit achtköpfiger Band.“ Nun ja, und dann wird man sehen, was kommt.