Ingolstadt
Auf der Suche nach dem Glück

Absurd und poetisch: Nisse Barfuss zeigt im Altstadttheater sein Programm "Entdecker wird man nicht daheim"

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Erst mal "in Flow kommen": Nisse Barfuss alias Nils Buchholz trat im Ingolstädter Altstadttheater auf. Der Schauspieler ist derzeit als "Bär im Boot" im Jungen Theater Ingolstadt zu sehen. - Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) Am Ende kommt der Schwertfisch doch noch zum Einsatz - als Zugabe. Dann stülpt sich Nisse Barfuss das gewaltige Trumm über den Kopf und singt das Lied von der unmöglichen Liebe eines Fisches zu einer Fischreiherin.

Denn: "Fischreiherinnen können wahnsinnig gut küssen." Das Publikum singt mit. Männer, Frauen, Veganer, Fleischesser, alle zusammen. Da hat Nisse sein Hemd schon durchgeschwitzt. Und das Publikum einen sehr speziellen Abend erlebt, der emotionsgeladen ist, komisch, philosophisch, absurd, artistisch, melancholisch. Der vor allem immer wieder überraschend ist - und jede Menge Spaß macht.

"Entdecker wird man nicht daheim" heißt das Programm von Nisse Barfuss, das er am Donnerstagabend im Ingolstädter Altstadttheater zeigte. Eigentlich heißt er ja Nils Buchholz und ist Schauspieler. Aber als Nisse Barfuss mit Clownsnase an der Hutkrempe kann er all seine Fähigkeiten noch mal anders präsentieren: Er singt, dichtet, musiziert, moderiert, jongliert. Er macht Kabarett und Comedy und Puppenspiel. Und packt all das in die Geschichte von einem, der ausziehen will, das Leben zu spüren.

Am Anfang telefoniert er nach einem Taxi, das ihn zum Flughafen bringen soll (ein aufgeklebter angebissener Apfel macht aus der Gitarre ein sehr archaisches iPhone), am Ende ist er dort gelandet, wo er hin wollte - im Ungewissen, auf der Suche nach dem Glück. Und in der Zwischenzeit plaudert er sich durch absurd-bizarre Geschichten über seinen Hund Benno, die Oma und pürierte Pommes, erörtert mit einer schlecht gelaunten Handpuppe die Frage, was ein Bär in der Wüste macht, erzählt Witze ("Was macht ein Clown im Büro" - "Faxen!"), lässt sein Diabolo Kunststücke machen, hantiert mit allerlei Schnickschnack aus seinem Spektakelkoffer, setzt sich eine halbe Discokugel auf den Kopf und überlegt, an wen man eigentlich einen Abschiedsbrief adressiert: "Liebe alle"

Es ist ein Programm, das das Publikum in ein Wechselbad der Gefühle taucht. Das laute und wunderliche und poetische und ganz stille Momente kennt. Weil es bei all seiner Skurrilität und Extravaganz in Darbietungsform und Themenwahl doch immer wieder auf einen ernsten Kern zurückkommt. Auf Fragen wie: Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie will ich leben? Und sollte ich nicht endlich mal damit anfangen? Großes Gelächter, viel Applaus!