Ingolstadt
Auf dem Weg nach oben

Die Junior Company des Bayerischen Staatsballetts gastiert in Ingolstadt

12.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:18 Uhr

Zwei, die es geschafft haben: Isidora Markovic und Flemming Puthenpurayil in Balanchines "Allegro brillante". Sie haben den Sprung ins Engagement getan. - Foto: Tandy

Ingolstadt (DK) Einmal an diesem Abend gibt es jubelnden Applaus, laute Schreie, begeistertes Johlen aus dem Auditorium. Das ist, als sechs Ensemblemitglieder der Junior Company des Bayerischen Staatsballetts Nacho Duatos wundersames "Jardi Tancat" vertanzen.

Fließende Röcke, fließende Bewegungen zu klagendem katalanischem Frauengesang reißen das Publikum mit; und erst recht die Tatsache, dass die gerade 18 Jahre alten Tänzerinnen und Tänzer sichtbar viel mit der ausdrucksstarken modernen Tanzsprache des Spaniers und dem leidenschaftlichen Inhalt anfangen können. Wie wunderbar anmutig die jungen Körper die Vergeblichkeit der Liebe performen, wie selbstverständlich und selbstverloren das Sextett aufgeht in der komplexen Choreografie! Das ist ungeheuer anrührend und packendes zeitgenössisches Ballett.

Ansonsten aber herrscht in diesen knapp zwei Stunden im Großen Haus des Stadttheaters eher elterliche Milde und freundlicher Applaus, wie für eine ambitionierte Schulaufführung. Und eine solche ist das Gastspiel der Münchner Nachwuchscompagnie irgendwie ja wirklich - auch wenn die Eleven von einer Eliteschule stammen. Ein pädagogisches Projekt ist die Junior Company, eine 2010 als Erstes von den Münchnern gegründete Einrichtung, die es mittlerweile in mehreren europäischen Balletthäusern gibt. Das Prinzip: In einer Exzellenzausbildung und mithilfe weltweiter Tourneen sollen die Nachwuchskünstler zwei Jahre lang verschiedene Kunst- und Arbeitsstile kennenlernen und Bühnenerfahrung sammeln können. Als Kaderschmiede gilt eine Junior Company, als Sprungbrett ins große Engagement an einem großen Haus.

Ein wenig entfernt von diesem Ziel, aber auf dem Weg dahin, sind freilich die 16 Ensemblemitglieder des momentanen Jahrgangs. Da gibt es - und zwar je klassischer, umso merkbarer - schon noch heftige Wackler bei Gleichgewichtsfiguren, den sekundenbruchteillangen "Anlauf" in die Pirouette oder die nicht gehaltene Hebung. Es gibt aber auch elegante Sprünge, Momente des individuellen Aufstrahlens oder Beweise von technischem Talent. Margarida Neto liefert so einen in "3 Préludes" von Richard Siegal, einer vertrackten Choreografie von boulevardeskem Charme über eine Frau und drei Männer; geradezu artistisch klickt sie die rasend schnellen Beinbewegungen auf die Bühne.

Den "Préludes", einer Uraufführung der Junior Company von 2016 und Duatos 33 Jahre altem Stück "Jardi Tancat" stellt der Abend dann noch George Balanchines neoklassisches "Allegro brillante" (1956) und das 160 Jahre Genrestückchen "La Ventana" des Dänen August Bournonville als Gelegenheit zu Ensembletanz (und Wackeln) zur Seite. Eine Mischung, die natürlich keinem roten Faden folgt außer dem einen: die jungen Leute an möglichst unterschiedlichen Choreografien zu erproben.

Eine weitere Aufführung gibt es am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr.