Ingolstadt
Anschlag aufs Portemonnaie

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Thilo Seibel trat bei den Kabaretttagen auf - Foto: Löser

Ingolstadt (DK) Nachdem er die anscheinend derzeit unzertrennliche Partnerschaft zwischen seiner Heimatstadt Köln und Ingolstadt thematisiert hat – die Eishockeyklubs beider Städte spielen zeitgleich in der Saturn-Arena gegeneinander um die Deutsche Meisterschaft – macht sich der durch das Duo Seibel & Wohlenberg bereits an der Donau eingeführte Rheinländer Thilo Seibel in der Neuen Welt kabarettistisch Gedanken ums Geld. Diese sind durchaus erhellend und wurden von ihm zusammengefasst unter dem Programmtitel „Das wird teuer!“.

Nun ist ja allseits bekannt, dass, sobald Politiker irgendetwas planen, verkünden oder gar verwirklichen – und sei es der größte Unsinn wie der Bau eines Hauptstadt-Flughafens oder eines unterirdischen Bahnhofs im Schwäbischen – der Bürger schon mal automatisch sein Portemonnaie öffnen kann. Seibel arbeitet nach und nach alle Baustellen und Resorts ab, angefangen von der „familienfreundlichen Kampfführung“ Ursula von der Leyens über Horst Seehofers heroische Schlacht gegen Stromtrassen, deren Bau er selber mitbeschlossen hat, bis hin zu Hans-Peter Friedrich, der den USA wegen der Bespitzelungsaffäre so unglaublich nachhaltig die Leviten gelesen hat.

Thilo Seibel bringt so ziemlich alles, worüber man sich nach der Lektüre des Politikteils der Zeitung ärgert, auf den Punkt. Dass das Auditorium vor allem vor der Pause eher abwartend reagiert, mag daran liegen, dass er sein Anliegen doch recht dozierend vorbringt. Als er nämlich in einigen Szenen in der zweiten Hälfte beginnt, sein Talent als Schauspieler auszupacken, als er etwa familienpolitische Maßnahmen ins eheliche Schlafzimmer verlegt, als er zudem öfter mal höhere Gedankentürme konstruiert, von deren Spitze aus natürlich auch die Fallhöhe zunimmt, packt er sein Publikum dann schließlich doch noch.

Thilo Seibel ist mit Sicherheit ein scharfer Analytiker. Was diesem Programm, das ein durchaus gutes ist, phasenweise vielleicht noch abgeht, ist der letzte Tick. Vielleicht läge der in einem eindeutigen Statement, wie mit den als kritikwürdig befundenen politischen Machenschaften denn nun umzugehen wäre. Mit Verweigerung? Protest? Barrikadenbau? Belustigung? Fatalismus? Seibel gibt keine Richtung vor. Danach ist es an uns, selbst die richtigen Schlüsse zu ziehen.