Ingolstadt
Alpensound und Yankeedoodle

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Hits wie „Hiatamadl“ und „Brenna tuats guat“ hatten Hubert von Goisern und seine Band natürlich auch mit dabei. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Hubert von Goisern war in Amerika. Die Musik von dort hat ihn mächtig beeindruckt und so kommt, was für einen Weltmusiker seines Schlags unvermeidlich ist: Er verknüpft, verschmelzt und stellt die neuen Eindrücke auch mal konträr nebeneinander.

Die Zuhörer in der Saturn-Arena müssen am Mittwochabend nicht lange auf das Ergebnis aus Alpensound und Yankeedoodle warten, wo Ziehharmonika auf harten Rock trifft. Diesmal verteilen sich gerade mal 1600 Fans auf die weite Fläche vor der Bühne und auf die Ränge. Bei seinem letzten Konzert vor zwei Jahren waren deutlich mehr Leute da. Die Stimmung ist trotzdem bestens.

Nicht alles hat ihm im Ami-Land gefallen und damit hält er auf seiner neuen Tour nicht hinterm Berg. „So weit weg, wie die von der Einstellung weg sind, wie i mir denk, des hab i net amal in Afrika erlebt“, erzählt er und bekommt dafür schon mal die ersten Lacher. Doch von Goisern ist Musiker und kein Kabarettist. Er schnallt sich lieber die Ziehharmonika um und schlägt die Verbindung von den Hügeln der Appalachen zu den Gipfeln des Salzburger Landes. Von der Tour durch die USA hat er Steve Fishell und seine Pedal-Steel- Gitarre mitgebracht. Die Erlebnisse mit ihm – sowohl drüben wie auch in der oberösterreichischen Heimat – ziehen sich wie eine rote Schnur durch den Abend. Der quirlige Alpenrocker hat dabei seine Liebe zu den leisen Tönen, dem gummiweichen Sound der Steelguitar und zum schwermütigen Blues samt Alpenmelancholie entdeckt. Mit der Mundharmonika setzt er eins drauf, schafft Klänge nach Halloween und Hades, und er gibt zu, dass sich manche vor dieser Musik schon gefürchtet haben. Na gut, bis zur Verwandlung zum ziehharmonikaquetschenden Schwerenöter reicht diese neue Liebe des Hubert von Goisern nicht, doch mit seiner Version von „Amazing Grace“ ist kein weiter Weg mehr bis dorthin. Da sei der Yankeedoodle samt Polkamix vor, mit dem er die aufkeimende Schwermut gleich wieder verscheucht. Den Fans gefällt die Experimentierfreude des 62-jährigen unermüdlichen Weltmusikers und seine humorig-charmante Art, scheinbare Gegensätze intelligent, engagiert und mit sprühender Vitalität zu vermengen. Alle diese Lieder sind auf der neuen CD zu finden, doch die kommt erst im Frühjahr auf den Markt.

Eineinhalb Stunden lang tummeln sich von Goisern und seine vier Begleitmusiker in österreichisch-amerikanischen Musikgefilden, dann machen sie einen raschen Schnitt. Sie verschwinden kurz hinter der Bühne – ohne Ansage oder Kommentar – und lassen das verwirrte Publikum ein paar Augenblicke alleine. Dann kommen sie zurück und knüpfen an die bisherigen Highlights an. Das „Hiatamadl“ gibt den Einstieg. Wie viele tausende Male mögen sie dem Madl schon auf die Wadeln geschaut haben? Doch sie sind Profis genug, legen immer noch reichlich Leidenschaft in den Sound und heizen mit dem Hit „Brenna tuats guat“ gehörig nach. Es ist der Sound, auf den das Publikum gewartet hat und entsprechend lodert die Begeisterung noch einmal für eine knappe Stunde auf.

Das Highlight der Nacht aber heben sie sich für die Zugabe auf. Goisern holt ein Alphorn auf die Bühne, und zusammen mit Alex Pohn am Schlagzeug, dem Bassisten Helmut Schartl-müller und Gitarrist Severin Trogbacher kreieren sie einen machtvollen Sound, der bis unter die Haarspitzen geht und gewohnte Hörerlebnisse sprengt. Gänsehaut als Abschiedsgruß für den Nachhauseweg.