Ingolstadt
Allerlei Missgeschicke

Noch Luft nach oben: Niko Formanek in der Neuen Welt

14.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Charmanter Plauderer: Niko Formanek aus Wien bei den Ingolstädter Kabaretttagen in der Neuen Welt. - Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Wieder einmal ist die Neue Welt bei einem Kabaretttage-Termin ausverkauft. Diesmal ist Niko Formanek, der Comedian aus Wien, der Grund dafür. Wer sich gerne über die lächerlichen Peinlichkeiten eines gestressten Papas im Kreißsaal oder bei der Windelsuche, eines Erziehungsberechtigten am Strand von Antalya oder eines treu sorgenden Gatten amüsiert, der ist bei ihm und seinem neuen Programm "Gleich, Schatz!" genau richtig.

Formaneks Nummer über den passenden Spruch anlässlich einer Verkehrskontrolle, über mühsame Verführungsversuche nach 30 Ehejahren oder die misslungene Baumfällaktion im Vorgarten bergen ja auch, obwohl die dafür aufgebaute Szenerie alles andere als neu ist, ein gehöriges Quantum an Komik in sich.

Nun gibt es verschiedene Arten von Humorempfinden. Was der eine lustig findet, ödet den anderen an. Dass ein Comedian nicht alle Geschmäcker befriedigen kann, ist wohl unvermeidlich. Längen zu umgehen allerdings nicht, das gehört durchaus zum Handwerk. Ebenso die Suche nach Pointen, die auch wirklich zünden. Ellenlange - meistens an sich nicht unkomische - Anläufe und als Quintessenz ein mageres Witzchen sind etwas dürftig. Das Problem ist, dass man die Szenen mit dem in der Wasserrutsche eingeklemmten Familienvater oder den mit der Kettensäge hantierenden Göttergatten - so gut gerade diese beiden auch sein mögen - nicht wirklich sehen kann. Beiden wohnt eine gehörige Portion Skurrilität inne, beide gäben herrliche Slapstick-Nummern ab, bliebe das optische Element nicht außen vor.

Das Fiasko, das Mr. Bean oder Laurel & Hardy oder eben Niko Formanek permanent auslösen, lediglich erzählt zu bekommen, macht nur halb so viel Spaß, als Zeuge des alles umfassenden Wahnsinns zu sein. Weil auf einer Comedybühne eine Leinwand aber nichts verloren hat, greifen Kollegen auf die Schauspielerei zurück und ziehen das Publikum richtiggehend mit hinein in all den von ihnen konstruierten Irrsinn, während Formanek sich in der Rolle des charmanten Plauderers genügt.

Eine Erhöhung des Komiklevels wäre auch über die Sprache denkbar. Durch eine speziell auf die jeweilige Situation zugeschnittene Ausdrucksweise, durch Überhöhung, das Ausnutzen der Diskrepanz zwischen läppischem Inhalt und hochgestochener Wortwahl zum Beispiel, ließe sich die Fallhöhe entscheidend steigern. Formaneks Sprache hingegen bleibt weitgehend unbehandelt. Er erzählt so, wie auch wir als Laien eine lustige Szene schildern würden. Das macht er ganz gut, denn er hat zweifelsohne das Gespür dafür, wo er sein Publikum abholen kann. Aber "ganz gut" bedeutet eben auch, dass da noch Luft nach oben wäre.