Ingolstadt
Albernheiten statt Musik

Otis Taylor enttäuscht beim Ingolstädter Bluesfest

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Der Stern des Otis Taylor strahlte bei seinem Konzert in Ingolstadt nur eine Halbzeit lang - Foto: Löser

Ingolstadt (DK) Zwölf Jahre lang hat Bluesfest-Organisator Walter Haber versucht, Otis Taylor aus Boulder/Colorado, der sicherlich zu den innovativsten zeitgenössischen Blues-interpreten weltweit gehört, für das Ingolstädter Festival zu verpflichten.

Nun endlich hat es geklappt, und Taylor war trotz all der klangvollen Namen im Programm das eigentliche Highlight des Festivals.

Taylor ist hoch angesehen für seinen tief empfundenen Respekt vor der Tradition seines Genres und der Experimentierlust, mit der er den Blues immer wieder in Richtungen treibt, von deren Existenz man vorher noch gar nichts wusste. Die Verbindung von Appalachian Music mit psychedelischem Rock, von archaischem US-Blues mit afrikanischen Tribe-Rhythms und dazu die überaus deutlichen Songtexte, die sich nicht selten um soziale Ungerechtigkeiten, Unterdrückung und staatliche Willkür gegenüber den Schwarzen, der indigenen Bevölkerung, aber auch der verarmten weißen Unterschicht in Vergangenheit und Gegenwart drehen – all das ergibt eine musikalische wie inhaltliche Grundaussage, für die Taylor als Persönlichkeit steht.

Von alledem ist vor allem in der ersten Hälfte des Konzerts in der ausverkauften Neuen Welt leider fast nichts zu spüren. Taylor gefällt sich in der Rolle des Spaßvogels, der es vorzieht, mit Albernheiten sein Publikum zu unterhalten. Im Grunde vertrödelt er die erste Hälfte des Konzerts, und das ist ganz einfach schade, nachdem er doch so viel zu sagen hätte, was die Stücke seiner bislang 13 veröffentlichten CD ja auch belegen.

Die zweite Hälfte ist deutlich besser. Exzellente Songs wie „Ten Million Slaves“, „Blue Rain In Africa“, „Love Your Life“ oder die zum Thema passende Adaption des Hendrix-Klassikers „Hey Joe“, folgen nun dicht gedrängt. Das zweite Set hat im Gegensatz zum ersten Struktur, endlich verspürt man Stringenz, Leadgitarrist Taylor Scott wandelt eindrucksvoll auf den Pfaden von Derek Trucks, und die Band baut gehörig Druck auf. Doch überraschend früh ist Schluss – und das Konzert endet ohne Zugabe.