Ingolstadt
Adventsmystik und Weihnachtsfreude

Die Regensburger Domspatzen geben ein begeistert gefeiertes Konzert im Ingolstädter Liebfrauenmünster

04.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Ingolstadt (DK) Andächtige Stille breitete sich aus im voll besetzten Liebfrauenmünster, als ein Teil des Männerchors der Regensburger Domspatzen aus dem Hintergrund zur Einleitung ihres Adventskonzerts den feierlichen Hymnus "Gott, heilger Schöpfer aller Stern" zu intonieren begann, während die übrigen jungen Sänger vor dem Altarraum ihre Aufstellung einnahmen. Und diese Stille sollte bis zum Ende des ersten Konzertteils andauern, sodass Dirigent und Domkapellmeister Roland Büchner die Zuhörer sogar an die Pause erinnern musste, ehe der erhoffte Beifall aufbrandete.

Die vielseitige, abwechslungsreiche Liedauswahl aus dem Weihnachtsrepertoire verschiedenster Musikepochen und Länder und der homogene, harmonische Zusammenklang der klaren, reinen Stimmen ließen tatsächlich jegliches Zeitgefühl vergessen.

Der "älteste Knabenchor der Welt" sang in drei- bis achtstimmiger A-cappella-Besetzung neben allseits bekannten Weihnachtsklassikern wie "Joseph, lieber Joseph mein", "Es ist ein Ros' entsprungen", "Freu' Dich Erd' und Sternenzelt" oder "Zu Bethlehem geboren" auch einige Renaissance-Adventsmotetten, so etwa "Ecce virgo concipiet" von Jacobus Gallus, "Über's Gebirg Maria geht" von Johannes Eccard sowie "Das ist je gewisslich wahr" von Heinrich Schütz. Leider kamen die akustischen Gegebenheiten des Münster mit seiner enormen Hallwirkung solch polyfonen Verflechtungen nicht entgegen, sodass sich die musikalischen und dynamischen Strukturen der Sätze trotz wunderbarer Darbietung nicht voll entfalten konnten. Umso besser kam dies dagegen bei den langsameren, getrageneren romantischen und modernen Stücken zur Geltung: "O Emmanuel" wie auch "O Oriens" des zeitgenössischen litauischen Komponisten Vytautas MiÅ¡kinis schwollen vom mystisch-schwebenden Klangteppich zur kraftvollen responsorischen Zurufung an; Eric Withacres "Lux aurumque" geriet zum sphärisch leuchtenden Vokalklanggemälde. Besonders passend zum Aufführungsort gestaltete sich Max Regers andächtiges "Unser lieben Frauen Traum", aber auch sein nur von einem Teil der jüngeren Spatzen interpretiertes "Im Himmelreich ein Haus steht" verfehlte seine sehnsüchtig-sakrale Wirkung nicht. Ebenfalls als reiner Knabenchor gesetzt ertönte glockenhell Zoltán Kodálys anrührendes "Ave Maria". Auch der Männerchor stellte mit dem nostalgischen "Es ist Weihnachtszeit" sein Können unter Beweis.

Intim anmutende Gegenakzente zu den chorischen Gesängen setzten die spontan beklatschten solistischen Einlagen - Bachs "Ich steh an Deiner Krippen hier", Regers "Mariä Wiegenlied" sowie ein volkstümliches Duett für Sopran und Alt aus Salzburg. Besonders aufhorchen ließen interessante Neuarrangements, etwa "Kommet ihr Hirten" des Eichstätter Domkapellmeisters Christian Heiß oder "Still, still, still" von Jürgen Golle. Sogar die Tradition der Christmas Carols fand mit " O Little Town Of Bethlehem" ihren Platz.

Einen krönenden Abschluss setzten die ca. 60 Sänger im Alter von 10 bis 18 Jahren mit dem triumphalen "Adeste fideles". Beruhigend zu sehen, dass die Buben ihre Jacken während der Aufführung anbehalten durften und nicht wie die älteren Sangeskollegen im Anzug auftreten mussten. Mit einer durch stehende Ovationen erklatschten Zugabe, "Heilige Nacht" von Johann Friedrich Reichardt, entließen die Domspatzen ein nun vollkommen weihnachtlich gestimmtes Publikum hinaus in den Winterabend.