Ingolstadt
A guats Gfühl

Die österreichische Band Die Seer erobert mit Heimatsound und Trachtenrock die Ingolstädter Saturn-Arena

17.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr
Mit dem neuen Album »Fesch« ist die österreichische Band Die Seer um Alfred Jaklitsch auf Tour. −Foto: Schuhmann

Ingolstadt (DK) Wegen ihnen wich der ERC am Donnerstag zum Training nach München aus. Die österreichische Mundart-Rock-Volksmusik Band Die Seer gastierte nämlich in der Saturn-Arena.

In deren Heimat Österreich und im grenznahen Südbayern wie beispielsweise im Allgäu sind die Veranstaltungsorte bei Konzerten der Band aus der Steiermark oft ausverkauft. Die Saturn-Arena hingegen war nur etwa zur Hälfte gefüllt. Für die anwesenden Fans minderte das die Stimmung allerdings nicht.

Vielleicht lag die reduzierte Zuschaueranzahl daran, dass das Epizentrum, sprich ihre Heimat doch mehr als 500 Kilometer von Ingolstadt weg liegt? Die befindet sich nämlich am Grundlsee – daher auch der Bandname – im steirischen Teil des Salzkammerguts. Und sie, also die Heimat, ist ein wichtiger Bestandteil der Texte und der Philosophie der Seer. Schon das bodenständige Bühnenbild der Band vermittelt dies.

Nicht zu überladen, aber auch nicht zu brav. Licht- sowie – ganz wichtig – Video- und Fotoprojektionen an der Rückwand bildeten Dreh- und Angelpunkt des Bühnengeschehens. Die Videoleinwand – als Triptychon konzipiert – zeigte immer passend zum Lied Impressionen von Bergen, Wäldern und natürlich vom Grundlsee in allen Stimmungen. Den Mittelpunkt der siebenköpfigen Band bildet das Gesangstrio um Sabine Holzinger, Astrid Wirtenberger und Bandgründer Alfred Jaklitsch. Die beiden Sängerinnen, in der ersten Hälfte gekleidet im sexy Lederoutfit, in der zweiten Hälfte in einem Ensemblemix aus Abba und Tracht, überzeugten mit ihren starken, rockigen und selbstbewussten Stimmen, die aber doch Kon-traste bildeten. Astrid scheint den sensibleren und Sabine den fest am Boden stehenden Part zu spielen.

Bandgründer Alfred Jaklitsch, im Bergleroutfit mit Trachtenleiberl und Gehrock gekleidet, übernahm nicht nur den männlichen Gesangspart, sondern spielte zudem Akustikgitarre und rappte ab und an.

Die Kommunikation mit dem Publikum machte das Gesangstrio so sympathisch. Immer wieder bedankte es sich bei den Zuhörern für deren Kommen. Immer wieder bezog es die Liedtexte, in denen es eigentlich um zwischenmenschliche Beziehungen oder Freundschaft geht, auf das Publikum – wie zum Beispiel bei „Sche wars wenns do warst“ aus dem Album „Guats Gfühl“ aus dem Jahr 2001. Denn Die Seer brachten für ihre Deutschlandtour nicht nur Lieder von ihrem aktuellen Album „Fesch“ mit, sondern hatten ein ganzes Repertoire aus ihrer 19-jährigen Musikgeschichte im Gepäck. Da waren „Übern See“, „Hui Ho He“, „Kimm guat hoam“, der „Bayerisch-Steirische Rock ’n’ Roll“ oder eben das brandneue Lied „Fesch“ zu hören. Eingefleischte Fans in der ersten Reihe sangen jede einzelne Textzeile auswendig mit.

Ob mit oder ohne hartem, kehligen österreichischen „K“. Die Stücke der Seer sind kernig, melodisch eingängig, familiär und machen Spaß. Einzig die „Oma“-Hymne geriet an die Kitschgrenze. Erinnerte dieses Lied doch sehr an Heintjes „Mama“.

Natürlich durfte das bekannteste Lied der Seer nicht fehlen: „Wilds Wasser“ erklang als letzte Zugabe – und mit viel Feuerzeugglimmen und lautem Applaus verabschiedete sich die österreichische Band.