Ingolstadt
A Stückerl Graz für jedermann

Österreichische Designer präsentieren im Studio Famos in Ingolstadt originelle Objekte

03.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Eine metallene Brosche zeigt Spuren eines Durchschusses von einem Projektil. Ein umgedrehtes Weinglas fängt eine Miniaturwelt ein. Das - und noch vieles mehr - ist Design aus Graz. Entdecken, bestaunen und ergattern kann man die Werke im Studio Famos in Ingolstadt. Das Atelier der Schnellervorlauf GmbH bietet nachhaltigen Künstlern einen Ausstellungsraum für ihre Werke als Pop-up-Store. Seit Donnerstag ist er wieder für etwas länger als eine Woche geöffnet. Bei den vorangegangenen Ausgaben war er schnell leer gekauft.

Alle Kaufobjekte unterliegen der Idee des Upcycling, der Wiederverwendung von Dingen, die sonst auf dem Müll landen. Die Sachen werden oft mit einem neuen Zweck aufgeladen, ähnlich eines Palimpsests: ein im Mittelalter oft gebrauchtes Schriftstück, das auf Grund seiner Struktur neu beschrieben und wiederverwendet werden konnte. Daher auch das Wortspiel mit dem Namen der Ausstellung "Palmip's best". Das Beste der vertretenen Grazer Designer in Ingolstadt.

Damit hat jeder die Möglichkeit, sich ein Stück Graz in das eigene Wohnzimmer oder den Kleiderschrank zu holen: Geldbeutel aus veganem Leder, ein mobiler Schreibtisch auf dem Gestell eines Einkaufswagens, der Arm einer Schaufensterpuppe als urbaner Fahrradhalter - zweckentfremdet als Kopfstütze. Ein aufblasbarer Gummischal für Männer, ein lückenhafter Esstisch aus aussortierten Parkettteilen, Lampenschirme aus aufwendig getrockneten Zitrusfrüchten, ein Metall-Collier mit Plastikhai, Luftblasen aus Glas und einer Koralle in Form einer Büste auf einem Oktopus-Körper.

Ein wenig österreichischer Humor ist unerlässlich. Wolfgang Löffler (Schmuckes) will mit seinen Stücken Geschichten erzählen und setzt dabei auf performativen Schmuck, der schon fast nicht mehr tragbar ist. Winzige Diamanten hat er mit Hilfe von selbst gekautem Kaugummi an einer Brosche befestigt. Damit kritisiert er die materielle Gesellschaft. Markus Ofner (Produkat) und der gebürtige Bayer Tobias Kestel (White Elephant Studio) verwenden überwiegend Industrieabfälle oder sonstige Materialien, die sie zufällig finden. Ofner arbeitete bereits als Designer für Audi und ist wiederholter Aussteller bei Famos. Eine massive Uhr mit Flipdot-Display dient durch ihre Langsamkeit und mit kleinen Nachrichten der Entschleunigung des Alltags. Das Label von Kestel folgt der Idee, Natur in Designobjekten zu verarbeiten. Eine alte Birkenfeige wurde von Erde befreit, auf den Kopf gestellt, ein Leuchtmittel installiert und somit eine Stehlampe kreiert - manchmal ist eben auch ein Perspektivenwechsel nötig. Außerdem gibt es Objekte von Selma Etareri (Da Loam - steirisch für Lehm), die Porzellan bearbeitet, und Bettina Reichl (Odrowaz), die regionalen Loden für ihre extravagante Mode verwendet.

Studio Famos, Harderstraße 22, Ingolstadt, bis 11. November, Montag bis Samstag, 10 bis 19 Uhr.