München
"Ich bin ein altes Rock'n'Roll-Fossil"

Bonnie Tyler mit starker Stimme und starker Performance im Deutschen Theater in München

03.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:49 Uhr
Wieder auf Tournee: Bonnie Tyler begeistert ihre Fans bei ihren TV-Auftritten und auf der Bühne. −Foto: Schackow/dpa

München (DK) Ostermontag und ein restlos ausverkauftes Theater! Es ist kein Musical, das die Massen an diesem Feiertag ins Deutsche Theater in München lockt, sondern Bonnie Tyler und ihre immer noch beeindruckende Stimme. 90 Minuten lang rockt und "röchelt" sich die bald 67-Jährige durch ihre Jahrzehnte lange Karriere, und am Schluss stehen die knapp 1500 Anwesenden geschlossen.

Zuerst aber gibt es mit Sharron Levy ein halbstündiges Kontrastprogramm. Die gebürtige Israelin und Halbfinalisten der 2010er-Staffel von "The Voice Of Germany" versucht nur mit Gesang und Gitarre Stimmung in den Saal zu bringen. Das gelingt ihr ansatzweise. Besonders die Verwendung eines Looper-Pedals, mit dem sie Akkorde aufnimmt, dies ab- und dazu live spielt , sorgt für interessante Effekte. Dazu solide Singer/Sonwriter-Klänge - Levy zieht sich achtbar aus der nicht einfachen Affäre. Kurz nach acht dann die blonde Stimm- und Naturgewalt Tyler in rosa Korsage und schwarzen Glitzerstiefeln. Die mehrfach für den Grammy und Brit Award nominierte Sängerin mit dem außergewöhnlichen Timbre startet mit Covernummern von Carrie Underwood, Creedence Clearwater Revival und den Bee Gees. Nachdem es anfangs noch ganz leicht hakt, kommt es mit dem eigenen Hit "Lost In The France" von 1977 ins Rocken und Rollen. Die Ersten erheben sich von ihren Sitzplätzen und klatschen begeistert. Nach kurzer Plauderei - auch die Sprechstimme ist beeindruckend - schieben Bonnie und Band den Megaerfolg "It's A Heartache" hinterher. Dann folgt ein Medley mit über die Jahre oder Jahrzehnte eingesungen Songs.

Tyler bezeichnet sich selbst einleitend als "altes Rock'n'Roll-Fossil". Und kokettiert immer wieder mit ihrem Alter. Nicht nur einmal erwähnt sie humorvoll die Wunderwirkung von Botox. Aber es ist ja auch nicht die Optik der Britin, die bereits seit den 70er-Jahren im Geschäft ist, es ist diese herrliche harmonische Heiserkeit, die auch heute noch begeistert. Und pathetische Rocksongs wie "Notes From America" und die von Jim Steinman geschriebene Hymne "Total Eclipse Of The Heart" aus Tylers erfolgreichsten Album "Faster Then The Speed Of Night" aus dem Jahr 1983. Mit dem sie nach eigener Aussage seinerzeit sogar "The Wall" von Pink Floyd von der Spitze der Charts schubste. Der Titelsong des Longplayers leitet nach gut einer Stunde die Zugaben ein.

Nach nahezu jedem Stück lässt die Tyler ein heiseres Lachen erklingen und richtet einige Worte an das Publikum. Vielleicht wäre es mitunter für den Fluss besser gewesen weniger zu unterbrechen, aber die eine oder andere Anekdote ist durchaus witzig und hat Charme. Ein großartiger humoristischer Augenblick auch als Bonnie Tyler ihren Ehemann Robert zur Vorstellung lautstark auf die Bühne kommandiert.

Der wunderbare Zugabenteil startet mit Covern von Janis Joplin und Tina Turner. Zu durch Turner zum Welterfolg geworden "Simply The Best", das Bonnie Tyler schon viel früher aufgenommen hatte, stehen Parkett und Ränge komplett. Mit "Holding Out For A Hero" aus dem Soundtrack des Tanzstreifens "Footloose" geht der Feiertag dann ziemlich laut und rockig zu Ende. Aber man munkelt bereits von einer Rückkehr der Rockröhre in den nächsten Jahren.

Martin Buchenberger