Hoffnungslos verliebt

24.10.2006 | Stand 03.12.2020, 7:24 Uhr

München (DK) Eins, zwei, Tangoschritt. In einer Tanzschule üben vier Paare voll konzentriert, zwar etwas verbissen und verkrampft, aber bisweilen freudig lächelnd die Schrittkombinationen ein. Die Körper wiegen sich im Takt, ein schüchterner Blick hier, eine laszive Bewegung dort. Noch etwas hölzern, aber mit Enthusiasmus vollgepumpt rauschen sie alle, die Mädels in hübschen Kleidern aus weich fließenden Stoffen, die leicht transpirierenden Herren in dunklen Straßenanzügen, über die glitzernde Tanzfläche (Bühnenbild und Kostüme: Ursula Beutler) . Tango-Atmosphäre vom Allerfeinsten im Schwabinger Theater am Sozialamt (TamS). Exzellent.

Gudrun und Massimiliano sind eines dieser mit Feuereifer schwofenden Pärchen. Sie ist Deutsche, er Italiener. Und was für einer! Es ist – trotz oder wegen der Verständigungsschwierigkeiten? – Liebe auf den ersten Blick. Turteln, Schmusen, Zärtlichkeiten bis zum Abwinken. Doch der Alltag nach Massimilianos Einzug in Gudruns bescheidenes Wohnküchenappartement holt die beiden sehr schnell ein: Wer kocht, wer putzt, wer räumt auf? Mit dem Charme einer taffen Büromaus führt Gudrun (mit allzu kühler Ausstrahlung: Katja Lechthaler) ihren südländischen Lover, den sie mit teutonischer Beharrlichkeit Max nennt, in die Grundkenntnisse der deutschen Sprache und des deutschen Wesens ein. Und wie ein liebenswerter Teddybär bemüht sich Massimiliano (hinreißend gespielt vom Sigo Lorfeo), Gudruns Vorstellungen gerecht zu werden.

V ergebens. Denn je besser Massimiliano die deutsche Sprache beherrscht, desto mehr häufen sich die Missverständnisse.

Eine letztlich traurige Geschichte über Anfang und Ende deutscher Minne und italienischer Amore schrieb der in Bari geborene Carlo Magaletti mit seiner zwar nicht sehr anspruchsvollen, aber durchaus boulevardesk gelungenen Tanzkomödie "Worte im Tangoschritt", die der Autor als ebenso heiter-pfiffiges wie nachdenklich stimmendes Entertainment nun im TamS zur Uraufführung gebracht hat. Eine hübsch-melancholische Realsatire über die großen Hoffnungen zweier Jungverliebter und die rasche Abkühlung der doch so intensiv begonnenen Beziehung wegen zu ho her gegenseitiger Erwartungen. Unbedingt sehenswert !

Weitere Aufführungen bis 11. November, Mittwoch bis Samstag, jeweils 20.30 Uhr im TamS, Kartentelefon (0 89) 34 58 90.