Hamburg
Zwischen Demagogie und Demokratie

"Dunkle Zeit": Der Rechtspopulismus in Deutschland ist Thema eines packenden "Tatorts" mit dem Ermittlerduo Falke und Grosz

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Verführbarkeit und Fanatismus: Torsten Falke (Wotan Wilke Möhring) ermittelt. - Foto: Schroeder/NDR

Hamburg (DK) Eigentlich hätte dieser Film sehr gut am Abend der Bundestagswahl ins Programm gepasst. Doch ein Politkrimi war den Planern dann wohl doch zu heikel. Denn im Mittelpunkt des "Tatort: Dunkle Zeit" stehen die "Neuen Patrioten" und ihre Spitzenkandidatin. Ähnlichkeiten mit der AfD und ihrer früheren Vorsitzenden Frauke Petry sind klar erkennbar. Mehr aber auch nicht, denn die provokante Story um ein tödliches Bombenattentat ist rein fiktiv.

Ermittler Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) werden zum persönlichen Schutz von Nina Schramm, Fraktionsvorsitzende der "Neuen Patrioten", abgestellt, da die Ziel von Hass-Posts und Morddrohungen ist. Falke zeigt offen, was er von der Rechtspopulistin hält. Nach einer Wahlkundgebung fliegt Schramms Wagen durch eine Explosion in die Luft, ihr Ehemann Richard wird getötet, kurz nachdem er am Handy noch gegiftet hatte: "Ich lasse Nina hochgehen und ihren schnöseligen Deckhengst gleich mit." Seine Frau war zuvor kurzerhand in den Wagen ihres Generalsekretärs gestiegen, um einen kurzfristigen Wahlkampftermin wahrzunehmen. Das Umfeld der Partei bezichtigt den "linken Mob" der Tat und wirft der Polizei Tatenlosigkeit vor. Eine Spur führt zu dem naiven Sponti Vincent und der eiskalten Paula, die sich auf einer Antifa-Demo kennengelernt haben. Bald schon kommen die beiden Kommissare allerdings hinter ein Komplott.

Nach dem missglückten Zombie-"Tatort" vor einigen Wochen rehabilitiert sich das Duo Falke/Grosz mit diesem Fall. Der bietet spannende Unterhaltung, der krimiversierte Drehbuchautor und Regisseur Niki Stein hat daraus einen packenden Thriller um den erstarkten Rechtspopulismus und das Spiel mit den Ängsten der Menschen gemacht. Anja Kling spielt die kühle, berechnende und äußerst scharfzüngige Politikerin Nina Schramm, das Gesicht der DNP, beängstigend gut. "Der Zuschauer wird wahnsinnig überrascht sein von einer Anja Kling, die er so niemals zuvor gesehen hat", sagt Stein. Das stimmt. Der Film zeigt Verführbarkeit und Fanatismus, entlarvt Demagogie und spielt mit Doppelmoral, ist dabei aber nie platt und geht sehr ernst- und gewissenhaft mit dem brisanten Thema um. Die umfangreiche Recherche merkt man dem Krimi in jeder Sekunde an.

Niki Stein meint dazu: "Ich habe den Parteitag der AfD in Köln intensiv verfolgt, deren Wahl-Programm gelesen, TV-Vorbildflme gesehen, die Internetauftritte etwa der Identitären verfolgt und die Gelegenheit genutzt, mich mehrere Stunden lang mit einem bekannten rechtspopulistischen Politiker zu unterhalten." Wer das war, verrät der Regisseur allerdings nicht.

 

Der "Tatort: Dunkle Zeit" läuft am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.