Görlitz
Zwei Kommissare wie Feuer und Wasser

Die neue Krimireihe "Wolfsland" mit Yvonne Catterfeld und Götz Schubert startet heute Abend im Ersten

07.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Dauerzwist: Yvonne Catterfeld und Götz Schubert. - Foto: Junghans

Görlitz (DK) Bisher war Görlitz ein weißer Fleck auf der deutschen TV-Krimi-Landkarte. Jetzt hat die östlichste Stadt Deutschlands auch ihre Kommissare. Und die könnten unterschiedlicher nicht sein. Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld) ist aus Hamburg in den Osten Sachsens quasi geflohen, um ihrem alten Leben zu entkommen. Kollege Burkhard Schulz (Götz Schubert), den alle nur "Butsch" nennen, lebt und leidet hier.

Die beiden sind wie Feuer und Wasser, wie Hund und Katz. Sie reicht ihm die Hand, aber er gibt den Kotzbrocken. Er duzt sie, spricht sie nur mit Hamburgerin an, lässt sie auf der Straße stehen, schnüffelt in ihrer Handtasche und auf ihrem Handy. "Sie sind also die, die auf mich aufpassen soll", faucht er ihr entgegen. "Nein, Ihre Partnerin", kontert sie. Von Partnerschaft ist nichts zu sehen.

Man merkt "Wolfsland: Ewig Dein" an, dass sich die Autoren Sven Poser und Lars Niewöh-ner intensiv überlegt haben, wo sie etwas Eigenes finden können für ihre Protagonisten in der allzu vollen Ermittler-Land-schaft. Dass sich Kommissare nicht mögen, ist nicht neu, hier versucht man noch eine Schippe draufzulegen. Sie blitzgescheiter Kopfmensch, er Rambo mit Riesenego - das schafft Reibungen, Spannungen, Zoff. Das wirkt zwar ein wenig bemüht, stellenweise gekünstelt, hat aber seinen Reiz. "Wolfsland" ist als Krimireihe angelegt, da kann sich durchaus noch was entwickeln.

Die persönlichen Geschichten der beiden nehmen viel Raum ein - Viola wird in ihren Träumen von ihrem psychopathischen Ehemann verfolgt, Butsch hat einen tragischen Verlust erlitten. Da gerät die eigentliche Krimistory etwas in den Hintergrund. Das ist gut so, denn die ist nicht sonderlich packend, eher konventionell. Ein junges Paar räumt in Bon-nie & Clyde-Manier auf. Sie, eine junge Polin, wurde von einem stadtbekannten Anwalt als Prostituierte in einem leer stehenden Gutshof gehalten. Jetzt ist der Mann tot. Das Mädchen will mit ihrem gewalttätigen Freund fliehen. Aber nicht ohne ihr Baby, das bei einer Pflegemutter lebt.

Es gibt viel Symbolik - Krähen als Boten des Unheils, ein aggressiver Wolf als Bedrohung für Viola. Verfallene Häuser bilden die Kulisse und sind zu-gleich Zustandsbeschreibung der Stadt. Regisseur André Erkau setzt nicht so sehr auf Tempo, mehr auf die Strahlkraft seiner Hauptfiguren, das Paar hat Potenzial. Götz Schubert ist ein Pfund, diese Stimme, dieser Körperlichkeit im Spiel. Da hat es Yvonne Catterfeld daneben nicht leicht. Und sie hat die undankbarere Rolle, er gibt den Ton an, sie muss reagieren.

Der Schluss macht neugierig auf den zweiten Film der Rei-he. Den gibt es bereits kommenden Donnerstag im Ersten. Titel: "Wolfsland: Tief im Wald".

 

"Wolfsland: Ewig Dein", heute, ARD, 20.15 Uhr.